Klopp Onno, Historiker und Publizist. * Leer (Ostfriesland), 9. 10. 1822; † Wien, 9. 8. 1903. Vater des Folgenden; Sohn des Kaufmannes Wiard K. (1791–1833), der am Befreiungskriege teilgenommen hatte. Frühzeitig verwaist, maturierte er 1841 in Emden, stud. dann an den Univ. Bonn, Berlin und Göttingen Philol., Geschichte und evang. Theol., 1846 Dr.phil. 1845–58 wirkte er am Ratsgymn. Osnabrück und übersiedelte dann in die Stadt Hannover. Im Revolutionsjahr 1848 für die Begründung einer dt. Flotte begeistert, näherte er sich mit der Arbeit an seiner Ostfries. Geschichte im Gegensatz zur prussophilen Zeitströmung mehr und mehr einem großdt. konservativen Standpunkt. K.s Kampfschriften richteten sich auch gegen die „kleindt. Geschichtsbaumeister“, doch selbst zu Luther und Ranke fand er sich nur mehr im Gegensatz, indessen er sich dem kath. Rheinländer Joh. Janssen freundschaftlich näherte. Sein Vertrag mit dem hannoverschen Hofe über eine grundlegende Leibniz-Ausgabe (1861) machte K. für Forschungsarbeiten frei und kurz vor 1866 wurde er mit der Reorganisierungdes ganzen staatlichen Archivwesens betraut, was ihn auch erstmals nach Österr. führte. K. gehörte zu den Befürwortern eines scharfen Kurses gegen Bismarck und übernahm während des unglücklichen kurzen Sommerfeldzugs eine sehr gefährliche Mission zu den mit Hannover verbündeten Bayern und Österr. Obwohl in seiner Zuversicht auf einen längeren Widerstand K. Franz Josephs (s. d.) enttäuscht, ließ er sich so wie Kg. Georg V. mit seiner Familie nächst Schönbrunn im Exil nieder. K. arbeitete u. a. am hochkonservativen „Vaterland“ mit und befreundete sich mit dem Sozialpolitiker K. v. Vogelsang. Er wurde 1870 hannoverscher Hofrat, erwarb 1872 die österr. Staatsbürgerschaft und trat 1873 in Wien zur kath. Kirche über. Er gewann aber keine tiefere Neigung für das Österr. seiner Zeit, besonders nach dessen allmählicher Verständigung mit Preußen-Deutschland. K.s Stellung am Exilhofe blieb auch unter Georgs Sohn, dem Prätendenten Hzg. Ernst August v. Cumberland, den er ebenso wie 1876–85 die Söhne Erzh. Karl Ludwigs (s. d.) in Geschichte unterrichtete, erhalten. Sein Haus in Wien-Penzing gewann durch Treffen Windthorsts mit päpstlichen Diplomaten eine gewisse Bedeutung für den ihm übrigens nicht erwünschten Ausgang des preuß. Kulturkampfes. Stets Feind des bürokrat. und publizist. Liberalismus begrüßte der greise K. Luegers Kurs. Trotz aller überspitzten Einseitigkeit und seiner daraus folgenden Vereinsamung unter den Fachgelehrten, ist das Verdienst K.s, eines „Denkers wider die Zeit“, wegen der wahrheitsgetreuen Revision hist. Vorurteile gegen Österr., zu schätzen.