Knirsch, Hans (1877-1933), Politiker

Knirsch Hans, Politiker. * Triebendorf b. Mähr. Trübau (Třebařov, Mähren), 14. 9. 1877; † Dux (Duchcov, Böhmen), 6. 12. 1933. Sohn eines Webers und streng kath. erzogen, arbeitete er nach Besuch einer Webfachschule als Meistergehilfe in einer mechan. Weberei und leistete in Olmütz seine Militärdienstpflicht ab. 1901–03 betreute er die Kanzleigeschäfte des „Verbandes der dt. Gehilfenvereinigungen Österr“. Nach Auflösung desselben arbeitete er im Verlag des „Scherers“ in Linz a. d. Donau. 1904–07 war er neben W. Prediger in der Redaktion des „Zentralblattes der Deutschen Arbeiterpartei“ in Aussig a. d. Elbe tätig. 1907 übernahm K. die Leitung der Duxer Bezirksstelle des Dt. Volksrates in Böhmen, machte die nationalpolit. Schule W. Tittas durch, wurde 1911 Abg. des Dux-Biliner Wahlkreises und als Nachfolger Predigers in den Vorstand der Dt. Arbeiterpartei berufen. 1915 überreichte er dem Ministerpräs. Gf. Stürgkh eine Parteidenkschrift, in welcher die Anerkennung des Selbstverwaltungsrechtes aller österr. Völker, die Beseitigung der Kronlandverfassung und die Errichtung national geschlossener Verwaltungsgebiete empfohlen wurden. Am 21. 10. 1918 forderte er den Anschluß Dt.-Österr. an Deutschland. Nach der Wiederbegründung seiner Partei auf tschechoslowak. Boden (1919) neuerlich zum Vorsitzenden, nun der „Dt. nationalsozialistischen Arbeiterpartei“, gewählt, bekundete er auf dem Duxer Parteitag vom 16. 11. 1919 die unerschütterliche Verbundenheit der Sudetendt. mit den Dt. im Reiche, stellte sich aber unter diesem Vorbehalt auf den Boden des tschechoslowak. Staates. Bei den Wahlen von 1920, 1925 und 1929 behauptete er sein altes Duxer Mandat. In diesen Jahren bekämpfte er die weitgehend entgegenkommende Form der Regierungsteilnahme aktivist. sudetendt. Parteien, doch ohne ein Gegner der Teilnahme an sich zu sein. Dem Verlangen der Dt.-Nationalen nach Selbstbestimmung stellte er die Forderung der Selbstverwaltung entgegen. 1926 begab er sich auf eine längere Aufklärungsreise nach den USA. Er behielt die Herausgeberschaft der Parteiztg. „Der Tag“; der Parteivorsitz ging 1926 an R. Jung (s. d.) über. In der Tagesarbeit Organisator und Gewerkschaftsmann, der Gesinnung nach konservativ, war er ein verständnisvoller Förderer des Arbeiterstandes, lehnte aber den Klassenkampf ab. Sittlich- religiös verwurzelt, war er mehr als der bloße Repräsentant der von ihm geleiteten kleinbürgerlich-nationalen Arbeiterbewegung.

W.: Das Dritte Reich und die sudetendt. Nationalsozialisten. Reden der Abg. R. Jung, H. K., H. Krebs, 1933; Die Stellung der Dt. zum tschech. Staat, in: Nationalsozialist. Flugschriften 17, 1919; Auszüge aus Briefen, in: R. Zeidler, H. K., ein sudetendt. Edelmensch, 1938, S. 71–306.
L.: Bohemia vom 8. 12. 1933; Nation und Staat 7, 1934, S. 24–26; Dt. Arbeit 34, 1934, S. 45; R. Zeidler, H. K., ein sudetendt. Edelmensch, 1938; Sudetendt. Monatshe., 1943, S. 221–30; Große Dt. im Ausland, 1939, S 368–79; Otto, Erg. Bd. III/1.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 15, 1965), S. 440f.
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