Knöfel, (Gottlieb) Robert (1834-1884), Schuhmacher

Knöfel (Gottlieb) Robert, Schuhmacher * Wilsdruff b. Dresden, 5. 2. 1834; † Wien, 14. 6. 1884. Erlernte bei seinem Vater das Schuhmacherhandwerk, ging dann auf Wanderschaft und arbeitete anschließend 5 Jahre in Weimar, wo er bald Obmann des Turn- und Bildungsver. wurde, Unterricht in Zeichnen, Geometrie sowie Anatomie nahm und die erworbenen Kenntnisse seinen Fachkollegen weitergab. Ging dann nach Dresden, legte 1860 die Meisterprüfung ab und gründete 1861 einen Arbeiterbildungsver., wo er Zeichnen, Geometrie, Anatomie und Buchführung lehrte. Vortragsreisen führten K., der sich in hohem Maße den Standesfragen seines Gewerbes widmete, durch ganz Deutschland und trugen ihm 1873 eine Einladung der Wr. Schuhmachergenossenschaft zum Kongreß der österr.-ung. Schuhmachermeister ein, auf dem er das Hauptreferat hielt und durch die Erläuterung organisator. sowie fachlicher Probleme hervortrat. Er verblieb nun in Wien, wurde 1873 Mitbegründer der „Wiener Schuhmacherzeitung“, die er auch redigierte, schuf jedoch schon 1875 die „Neue Wiener Schuhmacherzeitung“, die er selbst herausgab und welche bald großes Ansehen erlangte. Sein Plan, nach dem Muster der Dresdner Schneiderakad. eine entsprechende Lehranstalt für das Schuhmachergewerbe zu führen, scheiterte am Widerstand der Behörden, und die schon eröffnete Anstalt mußte 1874 wieder geschlossen werden. 1876 gründete K. daher eine private Schule (Wr. Schuhmacher-Lehranstalt), in deren Dienst er sein ganzes fachliches Wissen stellte. Er entwickelte ein System zur Anfertigung von Schnittmustern auf geometr. Grundlage, auf dem alle später ausgearbeiteten Systeme aufbauen. Durch dieses „Winkel-System“ (Knöfel-System) konnte auf Grund einfacher geometr. Regeln und Maßberechnungen eine ökonom. Ausnützung der Rohstoffe erzielt werden. K., erster Schuhmacherfachlehrer für Materialienkde. sowie Kalkulation, lehrte, die individuelle Gestalt des Fußes zu beachten, und bestimmte die fachliche Ausbildung im Schuhmacherhandwerk von ganz Mitteleuropa. Er trat auf allen Fachkongressen als Bahnbrecher neuer Ideen hervor und verfaßte zahlreiche Abhh. sowie ein Lehrbuch für das Schuhmachergewerbe. Seine Söhne, Gottlieb Erdmann Reinhold K. (* 8. 11. 1869; † 1. 6. 1914) und Emil Robert K. (* 18. 7. 1871; † 6. 9. 1945) waren ebenfalls Schuhmacher, Fachlehrer, Redakteure und führten das Werk ihres Vaters weiter.

W.: Lehrbuch der Fußbekleidungskunst, 1873, 3. Aufl. 1891; Die zweckmäßigste Form der Fußbekleidung, 1876; Maßbuch für Schuhmacher, Schuhfabrikanten und Schuhhändler . . ., 1877; Der menschliche Fuß und seine Bekleidung, 1. und 2. Aufl., 1878; Die Construction der Schnittmuster, 1882; etc.
L.: Der Gerber, Jg. 10, 1884, S. 151; Neue Wr. Schuhmacherztg., Jg. 10, 1884, S. 116, 117, 123, Jg. 25, 1899, S. 19; Jb. der Schuhmacher, 1949; Der österr. Schuhmachermeister, 1954, S. 71; Biographie in: R. K., Lehrbuch der Fußbekleidungskunst, 3. Aufl. 1891; Fachkde. für Schuhmacher. Das Österr. Gewerbebuch. Schriftenreihe des Wirtschaftsförderungsinst. der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, 1951, S. 26; Nachlaß im Besitz der Gemeinde Wien; Mitt. Bundesinnung der Schuhmacher, Wien.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 15, 1965), S. 445
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