Kobyljańśka, Olga (1863-1942), Schriftstellerin

Kobyljańśka Olga, Schriftstellerin. * Gurahumora (Gura-Humorului, Bukowina), 27. 11. 1863; † Czernowitz, 21. 3. 1942. Tochter eines Beamten, ihre Mutter war Dt. Sie wuchs in dem damals überwiegend dt. Kimpolung auf und wirkte ab 1891 als freie Schriftstellerin in Czernowitz. Nach dem Besuch einer vierklassigen dt. Volksschule bildete sich K. autodidakt. zunächst an dt., dann an ukrain. Schriftstellern weiter. Ihre ersten größeren — ungedruckt gebliebenen — Werke verfaßte sie in dt. Sprache (Hortense, oder ein Bild aus einem Mädchenleben, 1880, Schicksal oder Wille, 1883 etc.). Die Manuskripte dieser frühen Versuche sind im Inst. für Literaturforschung der Ukrain. Akad. der Wiss. in Kiew erhalten. Ab 1891 schrieb K. überwiegend, später ausschließlich in ukrain. Sprache, hatte jedoch zunächst große Schwierigkeiten, sich frei in dieser Sprache auszudrücken. Von vielen ihrer Arbeiten gibt es dt. Autoversionen. Sie erschienen in österr. und dt. literar. Z. („Neue Zeit“, „Gesellschaft“ usw.). In ihren Novellen, später auch in den Romanen, wandte sich K. zunächst dem Schicksal der Frau zu und trat für ihre Emanzipation ein (Ljudyna, 1895, zuerst dt.: Sie hat geheiratet, Valse mélancholique, 1897, auch dt.). Manches zeigt den Einfluß Nietzsches (z. B. Carivna, 1895, Die Herrscherin). Wirkliche Meisterschaft offenbaren ihre Naturbilder. Am bekanntesten wurde die Schilderung der Abholzung eines der bukowin. Urwälder (Bytva, 1896, dt.: Eine Schlacht, 1898, 1902). Als bedeutendstes Werk K.s gilt Zemlja (Das Land), 1901, ein großer sozialpsycholog. Roman aus dem bäuerlichen Leben der Bukowina. K. hat auch Werke anderer ukrain. Dichter (Stefanyk, Martovyč, Lesja Ukrainka) für die Wiener „Ruthenische Revue“ ins Dt. übersetzt. 1940 bekannte sie sich zum Sowjetstaat.

W.: Natur, in: Neue Zeit, 1895/96; Eine Unzivilisierte (Nekul’turna), ebenda,1898/99; Kleinruss. Novellen, 1902 (Autoversionen); Über den Hotar, in: Ruthen. Revue, 1903; etc. Tvory (Werke), 9 Bde., 1927–30, 5 Bde., 1962/63.
L.: Czernowitzer Allg. Ztg. vom 27. 11., Czernowitzer Dt. Tagespost vom 27. 11. und 2. 12., Czernowitzer Morgenbl. vom 17. 12. 1927; O. Makovej, O. K., in: Lit.-nauk. visnyk, 1899; J. Mulyk-Lucyk, Duchovnyj portret O. K. (Geistiges Porträt von O. K.), 1950; O. Tomašuk, Rannja tvorčist O. K. (Das frühe Schaffen von O. K.), in: Radj. literaturoznavstvo, 1958/1; O. P. Kušč, O. K. (Bibliographie), 1960; Ukrajinśka radjanśka enc. 6.
(Wytrzens)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 16, 1966), S. 11
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