Kogler, Ferdinand (1872-1944), RechtshistorikerKogler Ferdinand, Rechtshistoriker. * Hippach (Zillertal, Tirol), 5. 5. 1872; † Innsbruck, 28. 8. 1944. Sohn armer Bauern; stud. Rechts- und Staatswiss. an der Univ. Innsbruck, 1898 Dr.jur. Anscheinend von J. Hirn (s. d.), der damals Österr. Reichsgeschichte las und dem Germanisten E. v. Schwind für die heimatliche Rechtsgeschichte gewonnen, trat K. in das Statthaltereiarchiv Innsbruck ein. 1902 Priv.Doz. für Österr. Rechtsgeschichte an der Univ. Innsbruck. 1903 folgte ein längerer Studienaufenthalt in Berlin, wobei er K. Zeumer und H. Brunner (s. d.) hörte, dessen Richtung K. zeitlebens treu blieb. 1904 Erweiterung der Lehrbefugnis auf Dt. Recht, 1905 ao. Prof. des Dt. Rechtes und der Österr. Reichsgeschichte an der Univ. Czernowitz, 1908 o. Prof.; während des Ersten Weltkrieges war K. als Militärauditor tätig, ab 1919 o. Prof. an der Univ. Innsbruck, 1930/31 Rektor, 1938 aus polit. Gründen i.R. K.s Vorlesungen und Veröff. zeichneten sich durch große Klarheit und Übersichtlichkeit, scharfe jurist. Formulierungen und leichte Faßlichkeit aus. K. erwarb sich insbesondere durch gründliche quellenmäßige Erforschung der Rechtsgeschichte des Tiroler Steuerwesens wie der Stadtrechtsgeschichte von Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg bleibende Verdienste.
W.: Das landesfürstliche Steuerwesen Tirols im Mittelalter, Tl. 1, Die ordentlichen Steuern, in: AfÖG 90, 1901; Die legitimatio per rescriptum von Justinian bis zum Tode Karls IV., 1904; Beitr. zur Geschichte der Rezeption und der Symbolik der legitimatio per subsequens matrimonium, in: ZRG, germanist. Abt. 25, (auch separat), 1904; Die älteren Stadtrechtsquellen von Kitzbühel, in: Z. des Ferdinandeums, III. F. 52, 1908; Seelenrecht und Pönfall in Salzburg und Tirol, in: Festschrift für H. Brunner, 1910; Bearbeitung der Gerichtsbezirke Kitzbühel und Kufstein, in: Archiv-Berr. aus Tirol 4, 1912; Beitr. zur Stadtrechtsgeschichte Kufsteins im Mittelalter, in: Forschungen zur inneren Geschichte Österr., hrsg. von A. Dopsch, 9, 1912; Recht und Verfassung der Stadt Rattenberg im Mittelalter, Schriftenreihe zur bayer. Landesgeschichte 1, 1929; Die Stellung Tirols in der dt. Rechtsgeschichte bis ins 16. Jh. (Rektoratsrede), in: Tiroler Heimat, H. 12, 1932=Akadem. Jb., 1931/32; Die Aufnahme des Repräsentationsrechtes in die Tiroler Landesordnungen des 16. Jhs., in: Veröff. des Ferdinandeum 12, 1932; gem. mit F. Grass, Der Kampf der Stände Tirols um die Glaubenseinheit des Landes, in: Etudes présentées à la commission internationale pour ľhistoire des assemblées d’états (Publ. universitaires de Louvain), 1961; etc.
L.: Tiroler Nachrichten, 1946, n. 44, 1954, n. 200; Die Warte, F. 10, Jg. 2, 1937; Tiroler Heimatbll., Jg. 23, 1948; ZRG, germanist. Abt. 67, 1950; Kosch, Das kath. Deutschland; Wer ist’s? 1935.
(Grass N.)
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 16, 1966), S. 57f.