Kolig, Anton (1886-1950), Maler

Kolig Anton, Maler. * Neutitschein (Nový Jičín, Mähren), 1. 7. 1886; † Nötsch (Kärnten), 17. 5. 1950. Sohn eines Zimmer- und Kirchenmalers. Stud. ab 1905 an der Kunstgewerbeschule in Wien, 1906–1912 an der Wr. Akad. der bildenden Künste bei Griepenkerl (s. d.), Bacher (s. d.) und Delug (s. d.). 1908 lernte er in Nötsch die Schwester F. Wiegeles, Katharina, kennen, die er 1911 heiratete. 1912 erhielt er ein Stipendium für eine Reise nach Frankreich. 1921 wurde die „Gailtaler Mädchenarbeitsschule“, wo seine Entwürfe für Stickereien ausgeführt wurden, gegründet. Nach dem Vertrag mit dem Kunsthändler A. Flechtheim kam K. 1924 nach Italien. In der Ausst. „Deutsche Kunst“ in Düsseldorf erhielt K. 1927 die Goldene Medaille für das Bild „General Seibt“. Daraufhin erfolgten Rufe an die Akad. nach Prag, Karlsruhe und Stuttgart. K. wählte Stuttgart. Nach Aufträgen für das Krematorium in Wien, für das Festspielhaus in Salzburg (Teppichfolge und das Mosaik über dem Eingang „Der Lebensbaum von Leidenschaften bedroht“, 1927) schuf K. 1930/31 im Sinne des Werkstattgedankens mit seinem Sohn Thaddäus K. und den Stuttgarter Schülern die Fresken im Klagenfurter Landhaus. 1936 Kollektivausst. in der Sezession zugleich mit C. Moll und seinem Sohn. Österr. Staatspreis. 1943 kehrte er nach Nötsch zurück. Bei einem Bombenangriff (Dezember 1944) wurde K. verschüttet, verlor Heim, Werkstatt und die unbehinderte Beweglichkeit seines Körpers. So arbeitete er noch sechs Jahre bis zu seinem Tode in Nötsch. Mit dem älteren S. Isepp und F. Wiegele war er der Gründer der Nötscher Schule, der im Rahmen der österr. Malerei des 20. Jhs. eine besondere Bedeutung zukommt. Im selben Jahr wie Kokoschka geboren, kann K. als dessen Antipode gesehen werden. Sein zentrales Schaffensgebiet war der männliche Akt in einem äußersten Grad plast. Malerei. In Michelangelo, Marées und Corinth sah K. seine Meister. In der ersten Hälfte seines Schaffens war das Interesse auf die Motive des Stehens, Sitzens, Niederbeugens und Hockens gerichtet. K. konzentrierte sich auf das phys. Dasein des Menschen, er schnitt den schwächenden Raum um ihn, verzichtete auf Landschaft und verwendete am liebsten als Bildgrund den Spiegel. K. malte auch Stilleben und Porträts und schuf eine Fülle von Zeichnungen, die bei einem Maler seiner plast. Intensität an Bildhauerzeichnungen erinnern und in der Hauptsache als Werkzeichnungen zu seinen Kompositionen entstanden. In den Beginn der vierziger Jahre fiel das Freiwerden der Farbe, zugleich erschien jenes faszinierende, in sich bewegte Blau. Das Plast. wurde gemindert, manchmal kam etwas von barocker Deckenmalerei in die nun kleinformatigen Tafeln. Jetzt geschah auch der Durchbruch des Tänzer., eine neue Form der Aktdarstellung in einer Abbreviatur, die die Summe einer lebenslangen Erfahrung in der Körperdarstellung zog. Die stat. Motive waren verlassen, die Körper schienen in den Raum geweht. Das Schaffen dieses Jahrzehnts der Spätzeit wurde durch die zwei Pole: Entwürfe für den Salzburger Vorhang und das Stephansdom-Fenster bestimmt. Eine Tragik lag über seinem Schaffen. Das Freskenwerk, zu dem er sich wie Marées zeitlebens berufen fühlte, ist abgeschlagen, ebenso das große Mosaik im Salzburger Festspielhaus. Die gemalten Teppiche wurden nie gewebt und das Stephansdom-Fenster niemals ausgeführt.

W.: Stille Frau, 1909; Die Frau des Künstlers mit Blumen, 1913; Gen. Seibt, 1918; Kniender mit Strohhut, 1919; Die Klage, 1920; Sebastian, 1921; Stilleben mit Maiskolben, 1922; Marie Gutheil-Schoder als Potiphar, 1923; Grabfresken an der Kirche von Saak, 1924; Gottvater und Auferstehender, Krematorium, Wien XI., 1925; Großer Spiegel-Akt, 1926; Teppiche: Adam und Eva, Madonna im Rosenhag, Kain und Abel, Leid, Schauspieler, Spielkarten, 1926; Mosaik, 1927; Selbstbildnis mit blauer Jacke, 1927; Familienbild, 1928; Fresken, 1930/31, Landhaus Klagenfurt; Die Verlobten, 1931; Jüngling im roten Mantel, 1932/33; Gruppe der sitzenden Jünglinge, Schwäb. Adam, 1933; Triptychon Jugend: Begegnung–Waldhornbläser–Flora, 1936/37; Geigender Genius, 1940; Olymp. Sieger, 1941; Selbstbildnis „Le musicien de Silence“, 1942; Große Pietà, 1943–48; Atombombe, 1944; Stilleben (in memoriam F. Wiegele), 1946; Krieg–Reiter, Allegorie des Krieges, 1947; St. Michael mit Schwert, mit Schweißtuch, Bergpredigt, Höllensturz, alle 1948; Die kleine Hölle, Die große Hölle, Die vier Evangelisten, Der geigenspielende Knabe, Tänzerin, 1949; Heiliger (letztes Werk); etc.
L.: Der Cicerone, 1925, H. 6; F. Welz–A. Fischer, A. K., 1948; Österr. Kunst, 1930, H. 11; R. Milesi, K., 1954; ders., Kunst aus Nötsch, Ausstellungskatalog (Villach), 1961; ders., K. im Ausstellungskatalog Hanak/Kolig (Wien), 1963.
(Milesi)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 16, 1966), S. 80f.
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