Koschier, Laurenz (1804-1879), Beamter

Koschier Laurenz, Beamter. * Unterluscha (Spodnja Luša, Oberkrain), 29. 7. 1804; † Wien, 7. 8. 1879. Er besuchte ab 1819 in Laibach das Gymn. Nach verschiedenen Beschäftigungen trat er 1829 bei der Venezian. Zentralstaatsbuchhaltung in den zivilen Staatsdienst und war in der Folge auch in Mailand sowie bei der Posthofbuchhaltung in Wien tätig. 1836 Ingrossist der Provinzialstaatsbuchhaltung von Illyrien in Laibach. Ab 1851 Rechnungsrat der Staatsbuchhaltung für Kroatien und Slawonien, ab 1857 Vize-Staatsbuchhalter in Agram. Nach einer Anklage, von der er in späterer Instanz freigesprochen wurde, 1871 vom Dienst suspendiert, trat K. in den Ruhestand und übersiedelte 1875 nach Wien. Er machte Ende 1835 und 1839 sowie 1848 der Allg. Hofkammer, dem K. und dem Finanzmin. Vorschläge, die nach seiner Behauptung die Einführung von Briefmarken auf Grund einer Briefpostreform bezweckten. Die fraglichen Akten sind zurückgesendet bzw. schon früh skartiert worden oder nicht mehr auffindbar. Er selbst erklärte, seine Ideen 1837 Galvay, einem engl. Handelsagenten, mitgeteilt zu haben und Rowland Hill habe danach die Briefpostreform und die Einführung der ersten Briefmarken in England vorgeschlagen. K. war nicht bekannt, daß der Engländer Chalmers schon 1834 aufklebbare Markenentwürfe hergestellt hatte und daß die erste Schrift Hills bereits im Jänner 1837 erschienen war. Er versuchte durch Eingaben an die Regierungen einiger Staaten — darunter Österr.-Ungarns — sowie 1874 an den Allg. Postkongreß in Bern seine Prioritätsrechte auf die Erfindung der Briefmarke geltend zu machen. Vor allem seit dem Zweiten Weltkrieg sind die Streitfragen rund um die Reformvorschläge K.s mehrmals aufgerollt und behandelt worden. Ohne Originaldokumente ist eine endgültige Klärung jedoch unmöglich. Auch müßten Beweise für die Kenntnis der Gedanken K.s bei der engl. Postreform gefunden werden.

L.: 100 Jahre Österr. Briefmarke, hrsg. vom Bundesmin. für Verkehr und verstaatlichte Betriebe, Gen.-Dion. für die Post- und Telegraphenverwaltung, 1950, S. 13 ff., 96 ff.; Nova filatelija, 1950, S. 3–6, 87–89, 1951, S. 89–120, 1954, S. 241–13; Österr. Briefmarkenztg. (Graz), 1953, Jg. 3, H. 1 (19), S. 2 f., H. 2 (20), S. 19 f.; Tovariš, 1954, n. 31; F. Kobal, L. K., hrsg. vom Izdal Filatelistični klub Ljubljana, o. J.; Milomir Lj. Mičič, L. K., 1954; Union postale, 1954, Jg. 79, n. 7; PTT Arhiv, Belgrad, 1962/8, S. 53 ff.; Der Sammlerdienst, Jg. 15, 1964, H. 2, S. 72 ff.; A. Frh. v. Schweiger-Lerchenfeld, Das neue Buch von der Weltpost (1902), S. 353 f.; K. Dinklage, Kurze Postgeschichte Kärntens, in: Kleine Post- und Markenkde. von Kärnten, 1952, S. 29; W. Grallert, Erdball ohne Grenzen, 1958, S. 228, 356; G. Schenk, Sie war dabei, 1959, S. 61 ff.; J. Kaufmann, Zwölf berühmte Briefmarken, 1960, S. 19 ff.; Archiv des Post- und Tel.-Mus. Wien (Mss. Nachlaß Dr. E. Riedel).
(Popp)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 17, 1967), S. 142f.
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