Kossuth von Udvard und Kossut, Ferenc (1841-1914), Politiker und Bautechniker

Kossuth von Udvard und Kossut Ferenc, Politiker und Techniker. * Pest, 16. 11. 1841; † Budapest, 25. 5. 1914. Sohn des Folgenden; wurde 1850 zu seinem Vater nach Kutahia gebracht und folgte ihm in die Emigration. Betrieb techn. Stud. in Paris und London, wurde 1860 Ing., ging 1861 nach Italien, wo er eine führende Stelle beim Eisenbahnbau einnahm. Später war er in Industrie und Bergbau tätig (1877 Gen.-Dir. der Impresa industriale Italia in Neapel) und erbaute u. a. eine Stahlbrücke über den Nil. Seine polit. Laufbahn begann erst mit dem Tode seines Vaters. Er kehrte nach Ungarn zurück, wurde in den Reichstag gewählt und Führer der Unabhängigkeitspartei (1897). Obwohl kein eigentliches polit. Talent, umstrahlte ihn doch der Nimbus seines Vaters. 1902 begann er mit seiner Partei den Kampf gegen die Rekrutenvorlage, der sich zu einem Ringen mit der Krone um die Einheit der Armee ausweitete. Die Traditionen von 1848 und 1867 traten zueinander in Widerstreit. Im Ver. mit anderen Parteien erzielte K. 1905 einen großen Wahlerfolg. 1906–10 bekleidete er in der Regierung Wekerle das Amt des Handelsmin. Bei der späteren Krise der Unabhängigkeitspartei schloß er sich dem gemäßigten Flügel an. Der frühere oppositionelle Schwung wurde durch die Ankündigung des allg. Wahlrechtes weitgehend lahm gelegt. Er war keine Rebellennatur, neigte zum Wohlleben und war auch in manche Korruptionsaffären verflochten. K. stellte eine polit. Kraft dar, mit der über ein Jahrzehnt hinweg zu rechnen war, deren Grund aber weniger in eigenen Leistungen als in der Werbekraft seines Namens lag.

W.: Ventillatione artificiale perfetta ed economica della grande Galleria del Fréjus, 1880, französ. 1881; K. F. harminc parlamenti beszéde (F. K.s dreißig Parlamentsreden), hrsg. von L. Hentaller und M. Szatmári, 1906; A kiegyezésről, 1907, dt.: Über den Ausgleich, 1907; Adatok a Duna–Száva csatorna kérdéséhez (Angaben zur Frage des Donau-Save-Kanals), 1908; etc.
L.: Budapesti Szemle, Bd. 158, 1914, S. 452–54; Magyar Figyelő, 1914, Bd. 2, S. 329–31; Huszadik Század, 1914, Bd. 1, S. 793–96; A Hét, 1914, S. 329 f., 345 f.; Világ vom 25. 5. 1924; Der wahre F. K., 7. Aufl., 1909; M. Habar, A. Wekerle–K. kormány panamál (Die Panamas der W.-K.-Regierung), 1909; Gönczöl ( = Z. Ambrus), A. Koalició életrajza (Lebensgeschichte der Koalition), 1910; M. Szatmári, Húsz esztendő parlamenti viharai (Die parlamentar. Gewitter der 20er Jahre), 1928; G. Gratz, A dualizmus kora (Das Zeitalter des Dualismus), Bd. I, 1934, S. 327–29; Gy. Mérei, Magyar politikai pártprogrammok (Polit. Parteiprogramme in Ungarn), 1934, S. 99–139; F. Funder, Vom Gestern ins Heute, 1952; F. Pölöskei, A Koalició felbomlása és a Nemzeti Munkapárt megalakulása (Die Auflösung der Koalition und die Bildung der Nationalen Arbeiterpartei), 1909–10, 1953, s. Reg.; Századok, 1961, S. 339–69; I. Dolmányos, A magyar parlamenti ellenzék történetéböl (Aus der Geschichte der ung. polit. Opposition), 1901–1904, 1963, s. Reg.; Révai 12; Szinnyei 6; Új M. Lex. 4; Mitt. des Hist. Inst. der Ung. Akad. der Wiss., Budapest.
(Goldinger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 17, 1967), S. 151f.
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