Kraft, August (1891–1957), Politiker, Funktionär und Forstmann

Kraft August, Politiker, Funktionär und Forstmann. Geb. Klosterneuburg (Niederösterreich), 4. 7. 1891; gest. Graz (Steiermark), 6. 7. 1957. Bäuerlicher Herkunft. – K. absolvierte die Forstschule in Waidhofen an der Thaya und war danach als Adjunkt auf verschiedenen Forstgütern in der Steiermark, in Niederösterreich und Kärnten tätig. Zuletzt Angestellter beim Forstgut Göschl in Hafendorf (Kapfenberg), übernahm er 1918 dieses Gut durch Einheirat und konnte es in der Folge zu einem Musterbetrieb ausgestalten. Bereits früh begann sich K., Mitglied der Christlichsozialen Partei und der Vaterländischen Front, später der Österreichischen Volkspartei und des Bauernbunds, im öffentlichen Leben zu betätigen. 1921–30 war er Mitglied des Zentralausschusses der Steiermärkischen Landwirtschaftsgesellschaft (Vorsitzender des Unterausschusses für Sozialpolitik), 1922 begründete er die land- und forstwirtschaftliche Genossenschaft Landforst in Bruck an der Mur, die in der Folge zu einer der größten steirischen Genossenschaften wurde, und fungierte bis 1928 als deren erster geschäftsführender Obmann. Ab 1927 war K. auch Obmann des steirischen Raiffeisenverbands und 1935–37 Staatssekretär im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft. 1934 war er maßgeblich an der Gründung des steirischen Molkereiverbands beteiligt. K., der sich besondere Verdienste um den Wiederaufbau und die Neuordnung des steirischen Genossenschaftswesens nach dem 1. Weltkrieg erworben hatte, setzte seine Tätigkeit auch nach 1945 fort. 1945–54 wieder Obmann der Landforst (danach Ehrenobmann) und 1946–57 Obmann der Raiffeisenzentralkasse Steiermark, wurde er 1946 Obmannstellvertreter des Landwirteverbands sowie Obmannstellvertreter des Raiffeisenverbands Steiermark und Aufsichtsratsvorsitzender des Molkereiverbands für Steiermark, Kärnten und Burgenland. 1951–57 war K. Obmann der steirischen Bürgschaftsgenossenschaft, ferner fungierte er als Obmannstellvertreter der Alpenholz (Nachfolger der Steirischen Holzabsatzgesellschaft) und Vorsitzender des Aufsichtsrats des steirischen Landwirteverbands. Auf K.s Initiative geht die Gründung zahlreicher genossenschaftlicher Einrichtungen zurück, so der Alpenholz sowie von Waldbauerngenossenschaften. Er war ferner Mitbegründer der Bundeszentrale des genossenschaftlichen Kreditapparats und der Girozentrale der Österreichischen Genossenschaften, auch versuchte er, den bargeldlosen Verkehr in der Landwirtschaft zu forcieren, und war nach dem 2. Weltkrieg als Obmann der steirischen Bauernkasse für deren Wiedererrichtung verantwortlich. K. bekleidete zahllose andere öffentliche Funktionen, so war er u. a. Generalrat der Österreichischen Nationalbank, Verwaltungsrat der Girozentrale österreichischer Genossenschaften, Beirat der Genossenschaftlichen Zentralbank, Vorstandsmitglied des Allgemeinen Verbands für das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen in Österreich und Vizepräsident der Spezialkommission für bäuerlichen Privat- und Gemeindewald des Verbandes der europäischen Landwirtschaft (CEA). 1935 Ökonomierat, 1951 Forstrat, wurde K. 1955 mit der Goldenen Raiffeisennadel ausgezeichnet.

N.: Die Genossenschaft, 13. 7. 1957; Landwirtschaftliche Mitteilungen, 15. 7. 1957 (m. B. u. Parten).
L.: Die Genossenschaft, 15. 7. 1956; L. Greil, 50 Jahre Präsidentenkonferenz landwirtschaftlicher Hauptkörperschaften in Österreich, 1959, S. 89; E. Lebensaft – Ch. Mentschl, Feudalherren – Bauern – Funktionäre. Österreichs Agrarelite im 20. Jahrhundert, 2003.
(E. Lebensaft – Ch. Mentschl)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)