Kralik von Meyrswalden, Wilhelm (1806-1877), Fabrikant

Kralik von Meyrswalden Wilhelm, Fabrikant. * Kaltenbach (Nové Hutě, Böhmen), 17. 12. 1806; † Adolf b. Winterberg (Vimperk, Böhmen), 9. 5. 1877. Sohn eines Büchsenmachers, Tischlers und Gastwirtes, Vater der beiden Vorigen. Von seinem Paten, dem Glasfabrikanten J. Meyr, gefördert, besuchte K. das Polytechnikum in Wien und trat 1829 als Buchhalter und Geschäftsleiter in die Meyrsche Glashütte Adolf ein. Nach dem Tode Meyrs, dessen Nichte K. 1831 geheiratet hatte, übernahm er 1841 mit J. Taschek die Unternehmen Meyrs (Kaltenbach, Adolf, Eleonorenhain), deren Alleinbesitzer er 1862 wurde (Fa. Meyrs Neffe). Er erwarb 1854 die Hohlglasfabriken Ernstbrunn und Franzensthal, etwas später Idathal und Luisenhütte und gestaltete den Betrieb Eleonorenhain zur größten Glasfabrik Böhmens aus. Die techn. unübertroffenen Produkte, an denen bei Ausst. besonders die Farbgebung gerühmt wurde, erfuhren durch die enge Verbindung zur Fa. Lobmeyr künstler. Bereicherung. Die geschäftlichen Beziehungen zwischen den beiden Firmen hatten schon früh bestanden, wurden aber besonders intensiv, als K. 1851 in zweiter Ehe Louise, die Tochter J. Lobmeyrs, heiratete. In den 60er Jahren arbeiteten K.s Hütten viel nach Entwürfen Lobmeyrs und waren für Rohglas und veredelte Stücke dessen Hauptlieferanten. K., der sich selbst mit Zeichnen und dem Schneiden von Glasformen beschäftigte, erfand mehrere neue Glasfarben und entwickelte die Erfindungen anderer, wie z. B. die des irisierenden Glases, erfolgreich weiter. Er sorgte für eine tüchtige Schulung seiner Arbeiter und erneuerte durch die Güte seiner Erzeugnisse den Weltruf des böhm. Glases. Er war mit A. Stifter befreundet und pflegte in seinem Hause erlesene Geselligkeit und Musik. Bei seiner Nob. (1877) erbat er sich aus Dankbarkeit seinem Paten gegenüber das Prädikat Meyrswalden. Von seinen Erben wurden die Hütten Kaltenbach und Franzensthal aufgelassen, Ernstbrunn 1917 verkauft, Adolf 1922 an eine Karlsbader Fa. veräußert und mit dieser zur Karlsbader Kristallglasfabriken AG L. Moser und Söhne und Meyrs Neffe vereinigt, während der Rest des Unternehmens bis 1945 im Besitz der Familie K. blieb.

L.: Wr. Ztg. vom 18. 5. 1877; R. Schmidt, Hundert Jahre österr. Glaskunst, 1925, S. 92 ff.; R. Kubitschek, Eleonorenhain, hundert Jahre Glasind., 1932; J. Blau, Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald, Bd. 2 (Beitrr. zur Volkstumsforschung, Bd. 9), 1956, S. 153 ff.; R. Kralik, Tage und Werke, 1922.
(Hillbrand)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 18, 1968), S. 200
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