Kraus, Ernst Wilhelm (1859-1943), Germanist

Kraus Ernst Wilhelm, Germanist. * Třeboraditz b. Prag (Třeboradice, Böhmen), 4. 11. 1859; † KZ Theresienstadt (Terezín, Böhmen), 16. 4. 1943. Stud. Germanistik und Bohemistik (1879–83) an den Univ. Prag, München und Berlin (bei W. Scherer), 1883 Dr.phil., 1884 Lektor, 1886 Priv. Doz. der dt. Sprache und Literatur an der Tschech. Univ. Prag, 1888–93 an der Techn. Hochschule und zugleich Mittelschulprof. in Prag (1889–93). 1895 tit. ao. Prof., 1898 ao. Prof., 1905 o. Prof. Ab 1892 häufige Reisen nach Dänemark, 1920 lebte er in Kopenhagen, ab 1930 i.R., jedoch stets wiss. und literar. tätig. K.s origineller Geist setzte sich im tschech. wiss. und kulturellen Leben fast ein halbes Jahrhundert durch. Der wiss. Bildung nach Positivist, stud. K. als vergleichender Literarhistoriker und Philol. vor allem den Charakter und die wechselseitigen Beziehungen der dt. und tschech. Literatur und Kultur der alten sowie der neueren Zeit. Die Ergebnisse seiner Forschungen publ. er in einer Reihe von Büchern monograph. oder synthet. Charakters, in Stud. und scharfsinnigen, mitunter polem. Artikeln (in den Z. Germania, Atheneum, Euphorion, Germanoslavica, Listy filologické etc.). K. informierte die tschech. Öffentlichkeit systemat. über die dt. Literatur, vor allem aber das Ausland über das Kulturleben in Böhmen. Zu diesem Zwecke gründete und redigierte er die „Čechische Revue“ (1906–12). Planmäßig beobachtete er das kulturelle Geschehen in den skandinavischen Ländern, besonders in Dänemark, und setzte sich unermüdlich für eine bessere Kenntnis desselben ein. K. war Mitbegründer des tschech. Mus. für Volkskde. und der Z. „Národopisný věstník“ (Ethnograph. Anzeiger). Neben seiner wiss. Tätigkeit verfaßte K. Lehrbücher der dt. Sprache, veröff. Übers. aus dem Dt., Dän. und Schwed., schrieb Theaterkritiken („Politik“), Feuilletons („Unie“, „Lidové noviny“) und Puppenspiele. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. Ehrenmitglied der Tschechoslowak. Ges. für Volkskunde, Ehrenpräs. der Tschechoslowak.-dän. Ges., o. Mitgl. der Tschech. Akad. und ihres nationalökonom. Inst., ao. Mitgl. der kgl. Böhm. Ges. der Wiss.

W.: Das böhm. Puppenspiel vom Doktor Faust, 1891; Goethe a Čechy (G. und Böhmen), 1893, ergänzt 1896; Stará historie česká v německé literatuře (Die alte böhm. Geschichte in der dt. Literatur), 1902; První – čtvrtá kniha německá (Dt., 4 Tle.), 1907–13; Dánsko, jeho hmotná a duševní kultura (Dänemark, seine materielle und geistige Kultur), 1908; Pražské časopisy 1770–74 a české probuzení (Die Prager Z. 1770–74 und die tschech. Wiedergeburt), 1909; Björnson a Ibsen, 1913; Husitství v literatuře, zejmény německé (Das Hussitentum in der Literatur, bes. in der dt.), 3 Tle., 1917–24; Smetana v Göteborgu, 1925; Die sogenannte tschech. Renaissance und die Heimatdt., 1928; Německá literatura na půdě ČSR do roku 1848 (Dt. Literatur auf dem Gebiet der ČSR bis zum J. 1848), in: Československá vlastivěda 7, 1933; Řeč o věnci (Die Rede über den Kranz), in: Časopis pro moderní filologii, 1953; etc. Zahlreiche Aufsätze, Besprechungen und Referate.
L.: Xenia Pragensia, 1929 (Bibliographie); Slovesná věda 1, 1947/48; Naše věda 26, 1948; Časopis pro moderní filologii, 1950; Novák, S. 1200; Kürschner, Gel. Kal., 1925, 1926, 1928/29, 1935; Masaryk 4; Otto 15, 28, Erg.Bd. III/2.
(Havel)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 18, 1968), S. 223f.
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