Kraus, Eva Luzia Cäzilia Viktoria; verehel. Schönauer; genannt Emilie (Victoria, Victorine) von Wolfsberg; "Hundsgräfin" (1785–1845), Private

Kraus Eva Luzia Cäzilia Viktoria, verehel. Schönauer, genannt Emilie (Victoria, Victorine) von Wolfsberg, „Hundsgräfin“, Private. Geb. Idria, Krain (Idrija, SLO), 15. 12. 1785; gest. Gnigl, Salzburg (Salzburg), 15. 4. 1845; röm.-kath. Tochter des Bergbauverwalters Joseph Kraus und dessen Frau Rosalia Kraus, geb. Schlibar; vermutlich ab 1815 mit einem nicht näher bekannten Advokaten Schönauer in Wien verheiratet, Scheidung 1820. – K. stammte aus sehr bescheidenen Verhältnissen und gelangte wahrscheinlich in Begleitung des k. u. k. Hofbeamten Philipp Mainoni nach Wien, bei dem sie aufgewachsen sein soll. Über die Jugendzeit in Wien ist nichts überliefert – die erhaltenen Briefe aus ihrer Hand lassen auf gute Bildung in der gehobenen Gesellschaft schließen. Sie dürfte 1805 oder 1809 die Bekanntschaft Napoleons I. gemacht haben, als dieser sich nach siegreichen Feldzügen in Wien aufhielt. Eine Affäre mit ihm sowie eine Hochzeit und die Verleihung eines Adelstitels sind in verschiedenen Quellen überliefert, allerdings nicht bestätigt. Später dürfte sie selbst verbreitet haben, sie habe Napoleon auf seinen Feldzügen begleitet; dieser soll auch der Vater ihres 1810 geborenen Sohns sein, wofür es ebenfalls keine Belege gibt. Ihr späteres Leben war zunächst von finanzieller Sorglosigkeit geprägt – angeblich hinterlegte Napoleon ein Vermögen von 480.000 fl bei einer englischen Bank, aus dem K. jährlich ein Betrag von 24.000 fl zustand. Dass sie beträchtliche Mengen an Geld zur Verfügung hatte, lässt sich u. a. aus dem belegten Kauf von Immobilien schließen, die Herkunft der finanziellen Mittel ist allerdings nicht mehr nachvollziehbar. Vermutlich in Gesellschaft ihrer Mutter lebte sie bis 1828 für einige Jahre in Bregenz, wo jene verstarb. Ihr Wohnhaus in der Kolumbanstraße 2 ist bis heute erhalten. Der Umzug nach Salzburg in Begleitung von Vinzenz Brauner, der dort die Stelle eines Kreiswundarztes antrat, erfolgte wahrscheinlich 1828. 1831 erwarb K. eine große Wohnung im Lodronschen Primogeniturpalast am Mirabellplatz sowie den Rauchenbichlerhof in Gnigl (heute Stadt Salzburg). K. wurden sonderbare Verhaltensweisen nachgesagt, so soll sie ihr Haus extravagant ausgestattet haben und sehr tierliebend gewesen sein – speziell gegenüber Hunden, was ihr den Namen „Hundsgräfin“ einbrachte. Die Tiere führten angeblich ein fürstliches Leben und wurden behandelt wie eigene Kinder. Die Kosten für den ausschweifenden Lebensstil brachten K. allmählich in finanzielle Bedrängnis, ihre Geldquellen versiegten spätestens mit dem Tod Mainonis 1832. In einer erhaltenen Bittschrift um Gewährung einer Gnadenpension sind detaillierte Angaben zu ihrer Version ihrer Vergangenheit und finanziellen Situation enthalten. 1841 wurde der Rauchenbichlerhof gepfändet und K. verwahrloste zusehends, bis sie in ärmlichen Verhältnissen verstarb. Die Figur der „Hundsgräfin“ erfuhr im 19. und 20. Jahrhundert eine rege Rezeption im Volksmund sowie in populären Biographien und Romanen. Dem gegenüber stehen sehr wenige wissenschaftliche Recherchen, was die Rekonstruktion ihrer Biographie erschwert.

L.: Salzburger Volksblatt, 27. 10. 1934; Wurzbach (s. Wolfsberg); H. Wittmann, Die Hunds-Gräfin, 1880; F. Strobl v. Ravelsberg, Metternich und seine Zeit 2, 1907, bes. S. 431ff., 494; K. Steinhauser, Die Hundsgräfin. E. K. v. W. (1785–1845), kultur- und gesellschafswiss. Masterarbeit Univ. Salzburg, 2018; HHStA, Wien; Archiv der Erzdiözese Salzburg, Landesarchiv Salzburg, Stadtarchiv Salzburg, alle Salzburg; Landesarchiv Vorarlberg, Stadtarchiv, beide Bregenz, Vorarlberg; Pfarre Idrija, SLO.
(K. Steinhauser)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)