Kraus Jakob, Journalist. * Neutra (Nitra, Slowakei), 7. 1. 1867; † Wien, 31. 8. 1930. Sohn eines Kultusbeamten; sollte Rabbiner werden und besuchte das theolog. Seminar in Breslau. Er arbeitete jedoch bereits während seiner Studienzeit an der „Breslauer Morgenzeitung“ und an verschiedenen Wochenbll., kurze Zeit in Budapest am liberalen Bl. Kossuths (s. d.) „Egyertertes“ mit. Ab 1897 in Wien, schloß er sich an die zionist. Bewegung Th. Herzls (s. d.) an und begründete am 18. 2. 1899 das „Jüdische Volksblatt“ (ab 1906 „Nationalzeitung“), dessen Eigentümer und Hrsg. er war. In diesem Organ kämpft er gleichermaßen gegen die Unterdrückung der Nationalitäten wie für die Anerkennung des Judentums. 1919–27 war er verantwortlicher Redakteur der „Wiener Morgenzeitung“ und ab 1927 der Wochenztg. „Die Neue Welt“. K. betätigte sich u. a. im „Jüdischen Gemeindebund“, dessen Sekretär er 1909 wurde. Über seine Anregung wurden die „österr. Judentage“ von 1908 und 1909 in Wien abgehalten. Während der Annexion Bosniens entsandte Außenmin. Gf. Aehrenthal (s. d.) K. als diplomat. Vertreter auf den Balkan, um den drohenden Boykott von österr. Waren abzuwenden. Während des Ersten Weltkriegs war er als Dolmetsch tätig. 1920 gab er in Wien eine Materialsmlg. über Judenpogrome in Polen, Ungarn und der Ukraine heraus. K. gründete in Wien zahlreiche Ver. (u. a. den „Jüdischen Schutzverein“, die „Einheit“, den Krankenhilfever. „Menschenliebe“ und den „Verein der Neutraer in Wien“), welche sich alle für die Hebung der Bildung einsetzten und karitativen Zwecken dienten.