Kreuter, Franz Xaver (1842-1930), Techniker

Kreuter Franz Xaver, Techniker. * München, 21. 2. 1842; † ebenda, 17. 5. 1930. Sohn eines Architekten und Ing.; stud. 1858–62 Bauwesen am Polytechnikum in Karlsruhe. Seine erste Tätigkeit führte ihn zunächst 1862 zur Österr. Südbahn-Ges., die ihn beim Bau der Brennerlinie Innsbruck–Bozen, jener damals klass. Schule der Eisenbahnbaukunst, beschäftigte. 1868 einem Rufe Hellwags (s. d.) folgend, wurde er Obering.-Stellvertreter bei der Österr. Nordwestbahn, wo er mit der Planung und den Bauarbeiten der Strecke Chlumetz–Königgrätz–Geiersberg befaßt war. In jene Zeit fällt seine Erfindung eines neuen Universal-Tachymeters, das mit großem Erfolg in die Praxis eingeführt wurde. 1871 machte er eine Studienreise nach Kroatien zu den dort im Bau befindlichen Südbahnlinien und zum Triester Hafenbau. 1874 Ziviling., führte ihn ebenfalls eine Studienreise über die Schweiz, Italien und Frankreich nach England. Dabei wurde er mit dem französ. Bruchstein-Brückenbau bekannt, den er später in Österr. einführte. Sein lebhafter und vielseitiger Geist drängte ihn aber zur Lehrtätigkeit, die er ab 1875 an der Brünner Staatsgewerbeschule ausübte. 1889–1916 o. Prof. für Ing.-Wiss. an der Techn. Hochschule München mit Lehrauftrag für Wasserbau und Baukonstruktionslehre sowie Tunnelbau und Linienführung von Verkehrswegen. K. war einer der letzten großen Techniker, die sich mit seltener Universalität auf dem ganzen weiten Arbeitsfelde des Bauing. betätigten. Für eine Arbeit über den Bau von Staumauern erhielt er schon 1892 den engl. Telford-Preis und die Telford-Medaille. Auch die Theorie der Geschiebeführung hat durch ihn eine namhafte Förderung erfahren. Dr. Ing. und Dr.techn.h.c.

W.: Das neue Tacheometer, 1876, 2. Aufl. 1888; Notizen über die Ausst. wiss. Apparate im South Kensington Mus. zu London 1876, 1877; Hdb. der Bauingenieurkunst von W. J. M. Rankine, dt. bearb., 1880; Zur Frage der virtuellen Länge, in: Ws. des österr. Ing.- und Architekten-Ver., 1880; Über Schienenüberhöhung, in: Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1896; Über Spurerweiterung, ebenda, 1896; Entwurf für den Bau der Tunnelstrecke der Jungfraubahn (Preisarbeit), ebenda, 1897; Bahn und Fahrzeug, in: Hdb. der Ing.-Wiss. Bd. 5, 1897; Anwendung der du Boysschen Theorie der Geschiebeführung auf die Bestimmung der Normalprofile der Flüsse, in: Süddt. Bauz., 1897; Beitr. zur Theorie der Geschiebeführung, in: Z. für Gewässerkde., 1898; Linienführung der Eisenbahnen und sonstigen Verkehrswege, 1900; Wilhelm Pressel und seine Bedeutung für die Eisenbahntechnik, in: Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1902, Erg.H.; Technolog. Wörterbuch, gem. mit E. v. Hoyer, 3 Bde., 6. Aufl., 1903–05; Untersuchung über die natürliche Gleichgewichtsform beweglicher Flußbetten und die naturgemäße Herstellung künstlicher Uferböschungen, in: Z. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver., 1904; Beitr. zur Berechnung und Ausführung der Staumauern, 1909; Hydraul. Versuche und Beobachtungen im großen, in: Z. des Österr. Ing.- und Architektenver., 1911; Neue Ableitung des Schleppkraftgesetzes, ebenda, 1912; Hydraul. Bremse für Hochdruck-Wasserkräfte, in: Die Wasserkraft, 1918; Der Flußbau, in: Hdb. der Ing.-Wiss., Bd. 6, 5. Aufl., 1921 etc. Verschiedene Gutachten und Entwürfe.
L.: Die Bautechnik 8, 1930, S. 460; Schweizer. Bauztg., Bd. 96, 1930, S. 77; Kürschner, Gel. Kal., 1928/29; Mitt. Techn. Hochschule, München.
(Quirchmayer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 18, 1968), S. 265
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