Kriehuber, Josef (1800-1876), Maler und Lithograph

Kriehuber Josef, Maler und Lithograph. * Wien, 14. 12. 1800; † Wien, 30. 5. 1876. Sohn eines Wirtes, der in der Malerei dilettierte und sich mit Kunsthandel und auch Restaurieren befaßte († 1812), Vater des Malers Friedrich (Fritz) K. (s. d.); zuerst Uhrmacherlehrling (1812), lernte er dann bei seinem älteren Bruder Johann K. (* 5. 8. 1792; † 14. 1. 1813, ab 1803 Schüler der Akad. zu St. Anna in Wien), ab 1813 stud. er an der Akad. zu St. Anna in Wien bei H. Maurer. Schon 1815 erhielt K. (für einen Kopf) einen Preis in hist. Elementarzeichnung. 1818–22 unterrichtete er die Kinder des Fürsten Eustach Sanguszko in Slavouta (Polen) im Zeichnen und schuf viele Pferdezeichnungen im dortigen Gestüt. In Wien besuchte er 1824/25 nochmals die Akad. und erhielt 1825 den Lampi-Preis. Durch seine Heirat 1827 wurde er Schwager des Kupferstechers J. N. Passini. Bereits seit etwa 1823 befaßte sich K. mit der Lithographie (1816 war der Erfinder Senefelder in Wien, seit 1817 druckten Kunike und das Lithograph. Inst. von Gf. Pötting, seit 1818 Trentsensky) und arbeitete für die beiden letzteren (Jagden, Landschaften, Wettrennen und Fuhrwerke nach Höchle, Rollenbilder wie Porträts ung. Regenten nach Schwind, Kostüme und Trachten, Militaria), nach 1830 auch für Mansfeld (Militaria) und Försters lithograph. Anstalt (Wiedergaben von Meisterzeichnungen). Gleichzeitig begann K. mit Porträtlithographien, ab 1827 in immer größerer Zahl, und wurde etwa für die folgenden 35 Jahre der wichtigste Porträtist vor allem der Wr. Ges. Nach 1863 nahm die Produktion merklich ab, insgesamt schuf K. aber gegen 3000 Lithographien. Neben Einzelporträts stehen eine große Anzahl von Gruppenbildnissen: Künstler (z. B. Matinee bei Liszt 1846, Kapellmeister des Josefstädter-Theaters 1852, Schauspieler 1855) und Militärs (z. B. Biwak nach dem Gefecht bei Schwechat 1849 u.a.). In Zeiten allzu zahlreicher Aufträge soll K. selbst oft nur den Kopf gezeichnet haben, alles andere führte einer der jeweiligen Schüler aus (Bauer, Dauthage [s.d.], Stadler). K. zeichnete nach dem Modell direkt auf den Stein. Nur etwa ein Zehntel der Lithographien sind nach Vorlagen anderer Künstler (und nach Photographien) ausgeführt. 1851/52 gab er die Serie der 13 Großen Studien nach der Natur (Porträtlithographien) bei L. T. Neumann heraus. K. war auch ein hervorragender Porträtist in Aquarell und Bleistift; die besten Arbeiten dieser Art stammen aus der Zeit zwischen 1835 und 1850 (Frühwerk Porträt J. N. Höchle 1816, Miniatur Konrad Graf 1830), viele davon sind Vorlagen für eigene Lithographien. Schließlich malte er auch Landschaften (Aquarell und Öl), meist aus den Alpenländern und aus dem Wr. Prater, 1844 ff., bei St. Anna ausgestellt. Insgesamt dürfte er etwa 200 Aquarelle und 20 Ölbilder geschaffen haben. 1864 wurde K. Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), 1866 Mitgl. der Akad. der bildenden Künste, 1865–71 war er als Zeichenlehrer am Theresianum in Wien tätig. Sein Sohn und Schüler Josef Franz K. (* Wien, 10. 7. 1839; † Wien, 16. 5. 1905) malte auch Porträts, wurde später Kassier und betätigte sich daneben als beeideter Schätzmeister der Wr. Akad. der bildenden Künste.

W.: Ölbilder: Selbstbildnis, um 1840, Baumstud., Hist. Mus. der Stadt Wien; Waldlandschaft, 1863, Smlg. der Akad. der bildenden Künste, Wien; Gewitterlandschaft, Österr. Galerie, Wien. Aquarelle: Wasserfall, 1842, Watzmann, 1846, Baumstud., 1856, alle Smlg. der Akad. der bildenden Künste, Wien; Watzmann, 1839, Gebirgslandschaften, 1864, 1869, 1874, Pferdeherde, Spazierritt im Wald, Am Waldbach, Waldinneres, Kiefern im Sturm, alle Graph. Smlg. Albertina, Wien; Friedhof Hallstatt, 1847, Grundlsee, Baumstämme, 1848, Gesteinstud., 1849, Baumstud. Laxenburg, 1853, Landschaft mit Reiter, 1873, Gebirgstal, Traunsee, alle Hist. Mus. der Stadt Wien; Porträts, 1816–75, Graph. Smlg. Albertina, Smlg. der Akad. der bildenden Künste, Porträtsmlg. der Österr. Nationalbibl., alle Wien, Hist. Mus. der Stadt Wien. Bleistiftzeichnungen, Graph. Smlg. Albertina, Wien, Hist. Mus. der Stadt Wien. Porträts (Männer, Frauen, Kinder, Gruppen, Geistliche, Uniformierte), Trachten und Kostüme, Genre- und andere Szenen (Serien), Lithographien, Graph. Smlg. Albertina, Smlg. der Akad. der bildenden Künste, Porträtsmlg. der Nationalbibl., alle Wien, Hist. Mus. der Stadt Wien; etc.
L.: Graph. Künste, Jg. 25, H. 3, 1902, S. 63 ff.; Adler, Bd. 21, H. 13/14, 1967, S. 195 ff.; W. Wurzbach, Katalog der Porträtlithographien J. K., 2. Aufl. 1955; M. Frh. v. Gemmell-Flischbach, Album des k. k. Theresianums, 1880, S. 157; Bénézit; Nagler; Thieme–Becker; Wurzbach; ADB.
(Schöny)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 18, 1968), S. 273f.
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