Krnka, Sylvester (1825-1902), Büchsenmacher und Erfinder

Krnka Sylvester, Büchsenmacher und Erfinder. * Großbor b. Horažd’owitz (Velký Bor/Horaždovice, Böhmen), 31. 12. 1825; † Prag, 4. 1. 1902. Vater des Vorigen; kam 1838 nach Wien, um bei dem angesehenen Meister Matthias Novotný die Büchsenmacherei zu lernen, und wurde dann Büchsenmacher der Nationalgarde der westböhm. Kleinstadt Wolin. Bald darauf erhielt er dort das Bürgerrecht. Hier entstand das Modell eines österr. Hinterladergewehres mit Einheitspatrone, die Initialladung, Treibladung und Geschoß umfaßte. Da ohne diese Einheitspatrone zwar nicht gefeuert werden konnte, die Einfachheit des Ladevorganges aber ein nach damaliger Anschauung unerwünschtes „Schnellfeuer“ ermöglichte, wurde das Modell – trotz aller Vorteile gegenüber dem Vorderlader – im Februar 1850 von der Militärfachkomm. in Prag abgelehnt. 1854 wurde K. Büchsenmacher in der k. k. Armee, wo er weitere erfolgreiche Erfindungen machte. Ab 1. Juli 1860 war er beim Ulanenrgt. 10 in Hermannstadt. Bei einem Wettbewerb nach dem Krieg 1866 legte er das von ihm konstruierte Hinterladergewehr als Modell für den Umbau der Vorderlader und als vollkommene Neukonstruktion vor. 1867 quittierte er den Dienst und machte sich in Prag selbständig. Sein Modell eines Hinterladergewehres von 1868 konnte er zuerst nach Montenegro und bald darauf auch nach Rußland günstig verkaufen. Allein im russ.-türk. Krieg (1877/78) waren 210.000 Russen und 25.000 Rumänen mit dem Gewehr 1868, System Krnka, bewaffnet. Die Einkünfte aus diesem Verkauf ermöglichten dem auch weiterhin unermüdlich tätigen Erfinder in seinem Haus mit den anliegenden Werkstätten in Prag-Michle ein sorgenfreies Leben.

W.: Erstes Modell des Hinterladergewehres mit dazugehöriger Einheitspatrone aus Papier, 1848–50; glattes Hinterladergewehr für die Lefaucheux-Patrone, ein Geschoß gegen Kürasse („Der Kürassreisser “) und ein „explodirendes Geschoss “, 1854; „Schnell-Schusz-Büchse “ mit dazugehöriger Zentralfeuerpatrone, 1855–66; Hinterladergewehr, vorgelegt beim Wr. Wettbewerb nach dem Krieg von 1866, in zwei Ausfertigungen: a) Umbau der Vorderlader, b) Vollkommene Neukonstruktion, 1865 bis 1866; das sogenannte russ. Hinterladergewehr, 1868; „Handmaschinengewehr “, 1874; kleinkalibriges Hinterladergewehr, 1875; Patent-Patronentaschen, 1880; etc.
L.: Danzers Armee-Ztg. vom 8. 1. 1903; Zprávy Vojenského archivu a musea republiky československé, 1927, Bd. 2, 1928, Bd. 1; Alten, Bd. 5, S. 692; Masaryk 4; Otto 15; Beschreibung der Eigenschaften und Vortheile der vom Rgt. Büchsenmacher des k. k. Gf. Clam-Callas 10-ten Uhlanen-Rgt., und Bürger der Stadt Wollin S. K., erfundenen und verfertigen Schnell-Schusz-Büchse, 1856; Der Kürassreisser und das explodirende Geschoss. Nachtrag zum 1. H. vom Erfinder der Schnellschussbüchse S. K., Rgt.-Büchsenmacher des k. k. Gf. Clam-Gallas 10-ten Uhlanen Rgt. und Bürger der Stadt Wollin, 1856; A. Penecke, Das beste Rückladungsgewehr, System K., Geschichte und Beschreibung dieser Erfindung nebst einem Anhang: K.s eingeklemmte Metallpatrone, 1869; R. Schmidt, Die Handfeuerwaffen, ihre Entstehung und techn.-hist. Entwicklung bis zur Gegenwart, 1875, S. 100, T. 45, Figur 298; Patronenmagazin von K., in: Neue milit. Bll., Bd. 17, 1880, S. 322; E. Capitaine–Ph. v. Hertling, Die Kriegswaffen, Bd. 3, 1889, Anhang, S. 63 ff., Bd. 4, 1890, Anhang, S. 60 f.; J. Lugs, Handfeuerwaffen, Bd. 2, 1962, S. 202 f.; K. A. Wien.
(Hummelberger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 18, 1968), S. 284f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>