Krones von Marchland, Franz (1835-1902), Historiker

Krones von Marchland Franz, Historiker. * Ung.-Ostra (Ostroh, Mähren), 19. 11. 1835; † Graz, 17. 10. 1902. Stud. 1852–58 an der Univ. Wien, 1854–56 absolv. er den 1. Kurs am neugegründeten Inst. für österr. Geschichtsforschung, 1858 Dr. phil., 1857–61 ao. Prof. an der Rechtsakad. in Kaschau. Ab 1861 Gymn.-Lehrer in Graz, 1862 Priv.Doz., 1865 o. Prof. für österr. Geschichte an der Univ. Graz, mehrmals Dekan, 1876/77 Rektor, 1874 korr. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien, 1879 nob. K. war ein hervorragender Kenner der österr. Geschichte, der in seinen Werken auch das kulturelle Leben entsprechend berücksichtigte; damit überwand er in seinem fünfbändigen „Handbuch der Geschichte Österreichs“ und in dem prägnant gefaßten einbändigen „Grundriß“ die dynast. orientierte Staatengeschichtsschreibung älteren Stils. Weitere Verdienste erwarb sich der unermüdliche Forscher auf den Gebieten der steir. Landesgeschichte, der Quellenkde. des Spätmittelalters, der Siedlungsgeschichte und insbesondere der Hist. Geographie. Zur Universitätsgeschichte und zur österr. Geschichte im Zeitalter Napoleons verfaßte er ebenfalls wesentliche Arbeiten. Die Volkskde. verdankte ihm manche Anregungen. Weniger lag ihm nach dem Urteil der Kritik der Bereich der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte. Wie wenige andere verband K. die Befähigung zu detaillierter, method. strenger Quellenforschung mit der Gabe zu übersichtlich disponierter und klarer, wenn auch nicht gerade fesselnd geschriebener Synthese. Seiner ganzen, bescheidenen Art, die von selbstbewußteren Naturen kaum gewürdigt werden konnte, entsprach es auch, das eigene Raisonnement gegenüber der referierenden Darstellung von Fakten und Problemen in den Hintergrund zu rücken. So war eine Unterbewertung seiner sehr respektablen, von echtem wiss. Ethos zeugenden Gesamtleistung wohl unvermeidlich. Von seinen Grazer Schülern aber wurde „Vater Krones“ als ausgezeichneter Lehrer und wohlwollender Prüfer sehr geschätzt; sein Schaffen stand im übrigen im Zeichen eines großösterr. Patriotismus und bürgerlich-liberaler Ideale.

W.: Umrisse des Geschichtslebens der dt.-österr. Ländergruppe vom 10.–16. Jh., 1863; Die österr., böhm. und ung. Länder im letzten Jh. vor ihrer dauernden Vereinigung, 1864; Hdb. der Geschichte Österr. von den ältesten Zeiten bis zur jüngsten Vergangenheit mit besonderer Rücksicht auf Länderkde., Völkerkde. und Kulturgeschichte, 5 Bde., 1876–79; Grundriß der österr. Geschichte mit besonderer Rücksicht auf Quellen- und Literaturkde., 1882; Die Freien von Saneck und ihre Chronik als Gf. von Cilli, 1883; Zur Geschichte Österr. im Zeitalter der französ. Kriege und der Restauration 1792–1816, 1886; Geschichte der Karl-Franzens-Univ, Graz, 1886; Die dt. Besiedlung der östlichen Alpenländer, 1889; Tirol und Erzh. Johann von Österr. 1812–1819, 1890; Aus dem Tagebuch Erzh. Johanns von Österr. 1810–1815, 1891; Aus Österr. stillen und bewegten Tagen, 1810–1812 und 1813–1815, 1892; Verfassung und Verwaltung der Mark und des Herzogtums Steier von ihren Anfängen bis zur Herrschaft der Habsburger, 1897; Urkunden zur Geschichte des Landesfürstentums, der Verwaltung und des Ständewesens der Stmk. 1283–1411 in Regesten und Auszügen, 1899; Österr. Geschichte für die reifere Jugend, 2 Bde., 1899–1900; Landesfürst, Behörden und Stände des Herzogtums Steier, 1283–1411, 1900; etc. Veronika v. Teschenitz (Novelle), 1863; Ulrich Gf. v. Cilli (Erzählung), 1864; Erzählungen aus der Geschichte der Stmk., 1873; Aus der Ferienmappe eines Magisters (Erzählung), 1883.
L.: Heimgarten 1, 1877, 2, 1878, 5, 1881; Grazer Tagbl. und N. Fr. Pr. vom 18. 10. 1902; Hist. Vierteljahrss. 5, 1902, S. 586; Dt. Erde 1, 1902, S. 173 ff.; H. Z. 90, 1903, S. 383; Carinthia I, Jg. 93, 1903, S. 30 f., Jg. 152, Beigabe, 1962, S. 111 ff.; Almanach Wien, 1903; 8. Ber. der Hist. Landeskomm. für Stmk., 1903; MIÖG 24, 1903, S. 179 ff.; Steir. Z. für Geschichte, 1903, S. 118; Český Časopis historický 9, 1903, S. 117; Biograph. Jb., 1905 (mit Werksverzeichnis); Z. des hist. Ver. für Stmk. 43, 1952, S. 195 ff.; H. Tomberger, F. K., phil. Diss. Graz, 1954 (mit Werksverzeichnis); Santifaller, n. 1; A. Lhotsky, Geschichte des Inst. für österr. Geschichtsforschung 1854–1954 (= MIÖG, Erg. Bd. 17), 1954, S. 37 f., 148; Festschrift des akad. Ver. dt. Historiker (Graz), 1907; H. Lentze, Die Universitätsreform des Min. Gf. L. Thun-Hohenstein, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl., Bd. 239, Abh. 2, 1963, s. Reg.; F. Jaksch, Lex. sudetendt. Schriftsteller, 1929; J. W. König, Das Schrifttum des Ostsudetenlandes, 1964; Giebisch–Gugitz; Giebisch–Pichler–Vancsa; Kosch; Kürschner 1936; Nagl–Zeidler–Castle 4, S. 1206, 1210; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland.
(Zöllner)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 19, 1968), S. 294
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