Krupp, Arthur (1856-1938), Industrieller

Krupp Arthur, Industrieller. * Wien, 31. 5. 1856; † Berndorf (N.Ö.), 21. 4. 1938. Sohn des Folgenden. Stud. am Polytechnikum Zürich sowie an der Techn. Hochschule Berlin und übernahm 1879 die techn. Leitung der Berndorfer Metallwarenfabrik. Er baute das auf solider Basis stehende Werk weiter aus, errichtete 1883 ein Walzwerk in Lilienfeld und brachte mit dem seit 1884 erzeugten Kochgeschirr aus Reinnickel eine wichtige Neuerung auf den Markt. Nach dem Tode A. Schoellers (1886) brachte er 1890 den Anteil der Schoellerschen Erben an sich und führte das Werk (Berndorfer Metallwarenfabrik A. K.) als Alleinbesitzer weiter. Schon 1888 hatte er eine Patronenfabrik errichtet, 1889 eine neue Form des Metallgusses entwickelt und mit der Zentralisierung des Betriebes begonnen, indem er die kaufmänn. und techn. Abteilung vereinigte und auswärtige Schleifereibetriebe nach Berndorf verlegte. Er verbesserte die Besteckfabrikation und brachte sie 1896 in einem Zentralbau unter. Im gleichen Jahr übernahm er die k. k. Kunsterzgießerei in Wien, pflegte deren Tradition weiter und verlegte sie 1908 nach Berndorf. Im Zuge der Erweiterung der Verkaufsorganisation wurde 1896 eine Niederlage mit eigener Tafelgerätefabrikation in Moskau errichtet. Kurz nach der Jh.-Wende baute K. eine Abt. für die Erzeugung chem. Apparate auf, welche durch die in der Fa. entwickelte Reinnickelschweißung die Einführung neuer chem. Verfahren ermöglichte. Das Berndorfer Werk führte als 1. Industriebetrieb Österr. elektr. Beleuchtung ein, was 1905 zum Bau eines großen Elektrizitätswerkes führte. 1906 erstand unter K.s Leitung das bedeutendste Großwalzwerk der Monarchie, und der Fabrik wurden durch die Erwerbung der Grillenberger Braunkohlengruben und des Mitterberger Kupferbergwerkes auch Rohstoffquellen erschlossen. Ein bedeutender Export erstreckte sich vor allem auf die südamerikan. Länder und Rußland. Das 1913 in eine A. G. umgewandelte Werk, deren Präs. K. wurde, konnte bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges durch die vorhandene Patronenfabrik und die Kesselabt. mühelos auf Kriegsproduktion umgestellt werden, dagegen gestaltete sich der Übergang auf die Friedenswirtschaft durch den Wegfall weiter Absatzgebiete schwierig. Die Fa. mußte zweimal saniert werden und nahm dann einen neuen Aufstieg. Nach K.s Tod wurde sie wieder mit dem Essener Werk vereinigt, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges durch die Republik Österr. verstaatlicht. K., lebenslängliches Herrenhausmitgl., Mitgl. des Industrierates, Geh.-Rat, Dr.h.c. der Techn. Hochschule Wien, ab 1892 Verwaltungsrat der Creditanstalt, 1897 Vizepräs. des Stabilimento tecnico Triestino und Präs. der Österr. Schuckertwerke sowie Präs. bzw. Ehrenmitgl. mehrerer industrieller Vereinigungen, hatte wesentlichen Anteil an der Gründung und dem Ausbau des Techn. Mus. für Industrie und Gewerbe, dessen Kuratoriumspräs. er auch war, und setzte das Sozialwerk seines Vaters fort. Er richtete eine Musikschule, eine große Speisehalle und eine Konsumanstalt ein. Besondere Sorge widmete er dem Bau von Arbeiterwohnungen, welche die Arbeiter durch Ratenzahlungen als Eigentum erwerben konnten, wodurch er den Gedanken des Wohnungseigentums vorwegnahm. 1898 stiftete er das K.-Franz-Joseph-Theater als 1. Theater in einem Industrieort und errichtete gem. mit der Gemeinde Berndorf eine Mädchen- und Knabenschule, deren Räume in verschiedenen hist. Stilen ausgestattet sind und die mit eigener Sanitätsstation und Zahnklinik versehen wurde. Der Aufstieg Berndorfs von einem Ort mit 200 Einwohnern ohne Kirche und Schule zu einer blühenden Stadt ist untrennbar mit der Metallwarenfabrik und der Familie K. verbunden.

L.: Wr. Ztg. vom 23. 4. 1938; W. Berdrow, A. K. und sein Geschlecht, 2. Aufl. 1943, S. 314 ff.; J. Mentschl, Österr. Wirtschaftspioniere, 1959, S. 112 ff.; J. Mentschl-G. Otruba, Österr. Industrielle und Bankiers (= Österr.-Reihe, Bd. 279/281), 1965, S. 170ff.; Die Großind. Österr., Bd. 2, S. 370 ff.
(Hillbrand)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 19, 1968), S. 304
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