Kubr Stanislav, Agrarpolitiker. * Herrndorf (Kněževes, Böhmen), 9. 10. 1862; † ebenda, 21. 10. 1908. Stud. am Gymn. in Prag, übernahm 1887 das Familiengut und betätigte sich bald in der Kommunal- und Bezirksselbstverwaltung. Ab 1893 war er Direktionsmitgl. der Zentralen Wirtschaftsges. und arbeitete in Lokalver., die die Wirtschaftsinteressen des Bauernstandes gegen die Zuckerkartelle vertraten. Durch den Konzentrationsprozeß der bisher zersplitterten Agrarbewegung in Böhmen fiel der Prager Zuckerrübenerzeugung eine wichtige Rolle zu und der von K. 1896 gegründete „Mittelböhm. Bauerngau “ wurde zur breiteren Organisationsgrundlage der späteren Körperschaft „Vereinigung der tschechischen Landwirte“, welche bereits ganz Böhmen umfaßte. Zum Unterschied von der südböhm. Agrarbewegung „Landesbauerneinheit“, die sich unter dem Einfluß von A. Štastný von der Jungtschech. Partei differenzierte, baute K. zuerst in Zusammenarbeit mit der Jungtschech. Partei ein neues Zentralorgan der Landwirte auf und gründete bis 1899 eine selbständige polit. Bauernpartei. Er wurde Vorstand des Exekutivausschusses und 1901 in den Reichsrat entsendet. Mit wachsender Bedeutung der Agrarpartei wurde der mehr auf die kleine Wirtschaftspolitik orientierte K. von neuen, anders orientierten Persönlichkeiten (J. Ždárský, K. Prášek, später A. Švehla), ersetzt und verlor immer mehr an Einfluß. Nach Vereinigung der tschech., mähr, und schles. Agrarparteien zu einer Organisation zog er sich zurück und wirkte nur noch im Böhm. Landtag und im Zentralverband der Rübenproduzenten. 1908 wurde er zum Vorsitzenden der tschech. Sektion des Böhm. Landeskulturrates ernannt, in dessen Zentralkomitee er schon seit 1899 gewirkt hatte.