Kugy, Julius (1858-1944), Alpinist, alpiner Schriftsteller und Großkaufmann

Kugy Julius, Großkaufmann, Alpinist und alpiner Schriftsteller. * Görz (Gorizia, Küstenland), 19. 7. 1858; † Triest, 5. 2. 1944. Sohn eines aus Arnoldstein (Kärnten) stammenden Kaufmannes, der in Triest eine bedeutende Import- und Handelsfa. für Kolonialwaren besaß, genoß im Elternhaus eine sorgfältige Erziehung. Hier wurde auch der Grund zu seiner musikal. Ausbildung gelegt. Zur Zeit seiner Matura unternahm K. seine ersten größeren Bergfahrten in den Ostalpen. Ab 1878 begann er in den damals noch wenig erschlossenen und selten besuchten Jul. Alpen eine systemat. Erschließungsarbeit zu leisten, die ihm ganz gelang. 1886–1913 machte er alljährlich im Sommer großzügige Bergfahrten in den Westalpen, besonders intensiv in den Walliser Alpen, in der Mont-Blanc-Gruppe und den Alpen des Dauphiné. K. stud. an der Univ. Wien Jus (1882 Dr.jur.), wobei er die bekannten Bergsteiger E. und O. Zsigmondy kennenlernte, mit denen er einige Bergfahrten führerlos unternahm und deren alpiner Stil ihm Anlaß zur Überprüfung seiner eigenen Absichten gab; als Ergebnis dieser Überprüfung ging er später nur noch mit Bergführern oder wenigstens mit bergkundigen einheim. Begleitern. Aus ähnlicher Überlegung heraus lehnte er auch jede übermäßige Verwendung techn. Hilfsmittel ab, ebenso auch den vom Ehrgeiz diktierten sportlichen Wettbewerb. Im Ersten Weltkrieg war K. als alpiner Referent in den Jul. Alpen mit seinen profunden Kenntnissen von großem Nutzen. Aus gesundheitlichen Gründen mußte er später jede hochalpine Betätigung einstellen, nahm aber nun — die botan. Neigungen seiner Jugendzeit wieder stärker aufgreifend — großen Anteil an dem von seinem Freund Albert Bois de Chesne begründeten, hervorragend gepflegten Alpengarten im hinteren Trentatal (westlich unter dem Triglav). Nach Beendigung des Krieges gab K. die Fa., welche er seit dem Tod des Vaters geleitet hatte, auf und widmete sich nur noch ausgedehnten Vortragsreisen, vor allem aber seinem literar. Schaffen, dem die Nachwelt 7 große Bergbücher (alpinerschließer. und alpinhist.) verdankt, von denen verschiedene in andere Sprachen übersetzt wurden. In diesen schuf er einen alpinen Stil, der ein Gegenpol zu jenem seines ebenso bedeutenden Zeitgenossen E. G. Lammer genannt werden muß. K. war von 1888 bis zu seinem Tod Mitgl. des ÖAK, seit 1929 dessen Ehrenmitgl., zuletzt auch Ehrenmitgl. des Alpine Club (London) und des Club Alpino Italiano.

Erste Best.: Škrlatica (Suhi Plaz, 1880), Hohe Gamsmutter (1886), Kaltwasser-Gamsmutter (1886), Hohe Weißenbachspitze (1886), Kleiner Mangart (1891), Cime delle Portate (1900), Krnicenturm (Karnizenturm, 1903), Modeon del Montasio (1907), Spranjeturm (Cima de lis Codis, 1910), Montasch-Nordturm (1910), sämtliche in den Jul. Alpen. Sonstige Neutouren: Triglav aus der Trenta (1881) und Kugyband (1882), Škrlatica, Nordwand (1897), Razor, Nordwand (1888), Mlinerca-(Korita)Scharte von Norden, Jalovec (Jalouc) von Norden (1884), Großer Pelc, Nordwestgrat (1891), Großer Kanin, mehrere Nordanstiege (1895 ff.), Wischberg, Neue Anstiege über die West- und die Nordseite (1893, 1901, 1905 und 1911); Kaltwasser-Gamsmutter, Ost- und Nordwand (1913), Korspitze von Norden (1912); Montasch, Anstiege über die Nordwand (1892 und 1902), über die unmittelbare Südwand (1908) und 3 weitere Anstiege, Cima della Terra Rossa von Norden (1887), Cima Gambon von Nordosten (1902), alle in den Jul. Alpen; Kellerwand unmittelbar aus dem oberen Valentinkar (1899) in der Karn. Hauptkette; Mont Dolent von Osten (Neuvaz-Seite; 1904) und über den Nordnordwestgrat (Argentière-Seite; 1906) in der nordöstlichen Mont-Blanc-Gruppe. Erste Winterbest.: Triglav, Prisank (Prisojnik), Jalovec (Jalouc), Großer Kanin (1902), Montasch (1905). Unter den ihn begleitenden Bergführern und wegkundigen Begleitern waren in den Ostalpen die wichtigsten: A. und J. Komac, T. Kverh, R. Baumgartner, A. Oitzinger, G. und O. Pesamosca, P. Samassa; in den Westalpen: L. Bonetti, A. und H. Burgener, J. Croux, D., A. und Ant. Maquignaz, M. Zurbriggen. Publ.: Aus dem Leben eines Bergsteigers, 1924/25, slowen. Auswahl: Iz mojega življenja, übers. von M. M. Debelak, 1937; Arbeit — Musik — Berge, ein Leben, 1931, slowen.: Delo, glasba, gore, übers. von L. Avčin, 1966; Die Jul. Alpen im Bilde, 1933; A. Oitzinger, ein Bergführerleben, 1935; 5 Jhh. Triglav, 1937; Im göttlichen Lächeln des Monte Rosa, 2 Bde., 1940; Aus vergangener Zeit, 1943; Die Jul. Alpen. Östlicher Tl. (Berge der Trenta), in: Z. DÖAV, 1883; Die Jul. Alpen, in: EOA, Bd. 3, S. 567 ff., 601. Abhh. in Z. DÖAV. 1878, Mitt.-DÖAV, 1880, 1881, 1884, 1886, 1889, 1890 und 1893, ÖAZ, 1893, 1897, 1898, 1899, 1900, 1902, 1907, 1908, 1911, 1912, 1913, 1914, 1915, 1929, Alpi Giulie, 1903, 1905, 1906, Rivista Mensile d. Club Alpino Italiano, 1907, Österr. Botan. Z., 1876, 1877.
L.: Jutro, 1927, n. 97; Tabor, 1927, n. 81; Dt. Ztg. (Cilli), 1934, n. 68; Corriere di Trieste vom 3. 2. 1952; Il Piccolo vom 13. 8. 1958; Planinski vestnik, 1925, 1926, 1938, 1943, 1944, 1949, 1953, 1958, 1961, 1967; ÖAZ, 1931, 1933, 1938, 1951, 1958; The Alpine Journal, 1946, S. 272; Razgled, 1927, n. 3, S. 61 f.; Iniziativa Isontina, 1966; Goriška srečanja, 1967, n. 6; Naši razgledi, 1967, n. 13; Primorski dnevnik, 1967, n. 71; SBL 1; Enc. Jug. 5; Wer ist’s? 1935; Grundwald, n. 2491; Mitt. N. Prašelj, Laibach, C. Schiffrer, Triest.
(Hösch–Kaltenegger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 19, 1968), S. 331f.
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