Kundmann Karl, Bildhauer. * Wien, 15. 6. 1838; † Wien, 9. 6. 1919. War 1853–60 Schüler F. Bauers (s. d.) an der Wr. Akad. der bildenden Künste und arbeitete nebenbei zwei Jahre im Atelier J. Cesars. Seine Werke brachten ihm schon früh Anerkennung und Unterstützung ein, wodurch es ihm ermöglicht wurde, sein Stud. in Dresden bei E. J. Hähnel fortzusetzen. 1865 ging er nach kurzem Aufenthalt in seiner Heimatstadt für zwei Jahre nach Rom. 1872 wurde er auf Grund des Erfolges, den er mit dem Schubert-Denkmal errungen hatte, als Prof. an die Akad. der bildenden Künste in Wien berufen, an der er bis 1909 wirkte, 1880/81, 1881/82, 1895/96, 1896/97 Rektor. 1873 eröffnete er eine Spezialschule für höhere Bildhauerei. Seit den sechziger Jahren war K. an der plast. Ausstattung der großen Ringstraßenbauten beteiligt. Hervorzuheben sind hier die Nischenfiguren und die Reliefs für die beiden Hofmus. und die Attikafiguren (Apollo, Melpomene, Thalia) an der Fassade des Burgtheaters. Bedeutender noch sind K.s Denkmäler, die häufig in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern entstanden sind. So beeinflußte M. v. Schwind die Gestaltung des Schubert-Denkmals (1872), dem 1877 das Tegetthoff-Denkmal in Pola folgte (1935 nach Graz übertragen), welches noch die in Dresden empfangenen Eindrücke ahnen läßt. 1877 gewann K. auch die erste Konkurrenz für das Grillparzer-Denkmal im Volksgarten in Wien, zu dem er aber schließlich nur die Sitzfigur des Dichters beisteuerte (1889). Gem. mit K. Frh. v. Hasenauer (s. d.) schuf er 1886 das Tegetthoff-Denkmal in Wien. Für Graz vollendete K. 1887 das Anastasius-Grün-Denkmal und 1904 das Hamerling-Denkmal. Unter den Grabmälern sind hauptsächlich das der Familie Mautner-Markhof aus den achtziger Jahren und das des Architekten Th. Frh. v. Hansen (s. d.), beide auf dem Wr. Zentralfriedhof (die architekton. Umrahmung jeweils von G. Niemann) zu nennen. Die Sitzstatue einer Unbekannten auf dem Hietzinger Friedhof, datiert 1896, weist den Künstler auch als feinsinnigen Porträtisten aus. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. war er Mitgl. der Akad. in Dresden, Brüssel und Berlin. Nach künstler. weniger bedeutsamen Anfängen zählte K. bald zu den maßgeblichen Überwindern des überalterten und unfruchtbar gewordenen Klassizismus der Nachfolge Canovas (s. d.) und Thorvaldsens. Seine enge Verbundenheit mit der Kunst der klass. Antike zeigte sich außer in Entlehnungen rein ikonograph. Natur in einer bis zur Strenge gehenden Abneigung gegen allzu freizügiges Improvisieren, der Vorliebe für das Monumentale und in ruhigen, klaren und überschaubaren Kompositionen. In der Wr. Plastik des Historismus wurde seine Kunst so zu einem ruhenden Pol. Die Geschlossenheit der Form war ihm stets oberstes Gebot. Aus dieser Grundhaltung heraus verarbeitete er in kluger Zurückhaltung nazaren., realist, und neubarocke Stiltendenzen. Den Gefahren dieser Einstellung, dem Abgleiten ins Offizielle einerseits, sowie dem Effekt des Megalomanen andererseits, ist K. freilich manchmal erlegen, so z. B. bei dem 1902 vollendeten Pallas-Athene-Brunnen vor dem Parlament, der hauptsächlich sein Werk ist. Allerdings ist zu bedenken, daß hier die Bedeutung als dekorativer Blickfang und Teil eines bewußt großartig-großräumig inszenierten Prospekts von vornherein über das eigentlich plast. Element dominierte.