Kunz, Eduard (1813–1876), Sänger

Kunz Eduard, Sänger. Geb. Wieden, Niederösterreich (Wien), 19. 12. 1813; gest. Graz (Steiermark), 23. 6. 1876; röm.-kath. Sohn eines Schlossermeisters. – K. besuchte das Gymnasium in Wien, absolvierte dort 1829–31 die philosophischen Jahrgänge und nahm daneben Gesang- und Musikunterricht. Um 1831 wurde er Violinist im Orchester des Theaters in der Josefstadt, in dessen Chor er auch sang. Als →Johann August Stöger auf K.ʼ Stimme aufmerksam wurde, ließ er ihn weiter ausbilden. K. wirkte 1836 als 2. Bassist in Stuttgart und war spätestens ab 1836/37 Mitglied des Theaters in Preßburg, bevor Stöger ihn 1837 als Gast an das Prager Ständetheater holte. Ab 1838 fest engagiert, war K. an dieser Bühne 15 Jahre hindurch als 1. Bassbaritonist tätig und zählte mit Matthias und →Katharina Podhorský, →Josef Emminger, Henriette Grosser und →Karel Strakatý zu den Stützen des Ensembles unter →František Škroup (Skraup). So sang er u. a. die Titelrollen in Mozarts „Don Giovanni“, Donizettis „Belisar“, Verdis „Nabucco“ oder Rossinis „Wilhelm Tell“. 1850 wirkte er an der tschechischen Premiere von Škroups Oper „Libušin sňatek“ mit. Als Sänger meisterte K. mit seiner kräftigen und nach 1840 auch reifen und sicheren Stimme sowohl technisch anspruchsvolle Passagen als auch die Kantilenen in italienischen Opern, doch fehlte es ihm an schauspielerischem Talent. Sein umfangreiches am Ständetheater erarbeitetes Repertoire brachte er später an andere Bühnen mit: 1852 wechselte er für eine Saison nach Riga, 1853 an das deutsche Theater in Lemberg (Lʼviv), wo er auch als Regisseur tätig war. Da die deutschsprachige Oper in Lemberg mit Existenzschwierigkeiten kämpfte, erhielt K. jedoch nur selten große Opernpartien und trat stattdessen im Schauspiel auf. 1858/59 war er 1. Bassist und Opernregisseur am Krakauer Stadttheater, vermutlich 1861 ging er nach Linz. Ab 1863 Pensionär des Prager Ständetheaters, war K. weiterhin künstlerisch tätig und gehörte unter →Eduard Kreibig 1864/65 dem Ensemble des Theaters in Graz an, wo er auch später noch gastierte.

Weitere Rollen (s. auch Ludvová): Figaro (G. Rossini, Der Barbier von Sevilla); Malvoglio (F. v. Flotow, Alessandro Stradella); Caspar (K. M. v. Weber, Der Freischütz); Pietro (D. F. E. Auber, Die Stumme von Portici); Zampa (L. Hérold, Zampa); Don Alfonso (G. Donizetti, Lucrezia Borgia); Hans Heiling (H. Marschner, Hans Heiling); etc.
N.: Tagespost (Graz), 25. 6. 1876 (A., Parte).
L.: Ludvová (m. Rollenverzeichnis u. L.); O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters … 3, 1888, passim; J. Bartoš, Prozatímní divadlo a jeho opera, 1938, s. Reg.; J. Plavec, F. Škroup, 1941, s. Reg.; Z. Nejedlý, B. Smetana 5, 1952, s. Reg.; H. Wimmer, Das Linzer Landestheater 1803–1958, 1958, s. Reg.; H. A. Mansfeld, Wiener Theaterleute auf Wanderschaft, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Wiener Theaterforschung 11, 1959, S. 122; J. Got – E. Orzechowski, Repertuar teatru Krakowskiego 1845–1865, 2: Teatr austriacki w Krakowie, 1975, s. Reg.; Steiermärkisches Landesarchiv, Graz, Steiermark; Národní archiv, Praha, CZ.
(J. Ludvová)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)