Kupelwieser, Leopold (1796-1862), Maler und Graphiker

Kupelwieser Leopold, Maler und Graphiker. * Oberpiesting (N.Ö.), 17. 10. 1796; † Wien, 17. 11. 1862. Vater des Vorigen, des Folgenden und des Montanisten Franz K. (s. d.), Großvater des Zoologen Hans K. (s. d.). Sohn eines leitenden Ing. beim Bau des Wr. Neustädter Kanals; während der Sommeraufenthalte in Baden (1807 und 1808) wurde der Bildhauer Zauner auf das plast. Talent des Knaben aufmerksam und empfahl ihn zur Ausbildung an die Wr. Akad. der bildenden Künste, wo er am 9. 2. 1809 in die Schülerlisten eingetragen wurde. Die ersten künstler. Erfolge hatte er mit seinen Porträts, die ab 1811 nachweisbar sind. 1814 erhielt er an der Wr. Akad. den zweiten Preis im Zeichnen nach der Antike und 1816 den ersten Preis. In diesem Jahre, in dem auch sein bekanntes Selbstporträt entstanden sein dürfte, wanderte er zu Fuß nach Dresden, um die berühmte Gemäldegalerie zu sehen. 1818 malte er durch Vermittlung der Kn. Karoline Auguste (s. d.) sein erstes Kaiserbild und 1819 erhielt er den Lampi-Preis. Im gleichen Jahr trat er mit der Studentenverbindung, die sich um J. Senn gebildet hatte, in Kontakt. Vor allem aber hatte er eine führende Position im Freundeskreis um F. Schubert, in dem F. Bruchmann, M. v. Schwind, L. Mohn, J. Spaun und A. Dietrich verkehrten. Aus diesem Freundeskreis zeichnete er 1819 W. A. Rieder, 1820 den Ausflug nach Atzenbrugg und die bekannte Charade. Es folgten die Bildnisse von F. Schober, J. M. Vogel und F. Schubert (1821). Unter den anderen Werken sind Porträts der Univ.-Prof. J. Stein, J. D. Böhm und V. Wagner, die zeigen, wie sich der Künstler allmählich einen bekannten Namen machen konnte. Während der ersten Wr. Kunstausst. trat K. 1820 mit einem Bild zu Goethes Fischer hervor. Dieses Talent zu illustrieren verband ihn besonders mit F. Schubert, für dessen Lieder „Der Schiffer“ und der „Wanderer“ er 1821 ein Aquarell und eine Zeichnung sowie das Titelbl. zu Schuberts „Am Grabe Anselmos“ schuf. Entscheidend für K. wurde der Kontakt mit dem russ. Adeligen A. v. Beresin, für den er 1823 vierzig Bll. ung. Kostüme kolorierte. Vermutlich entwickelte sich aus dieser Arbeit jener Vertrag, der K. als Illustrator auf Beresins Italienreise (1823–25) verpflichtete. 1827 trat K. im Salon Bruchmann mit J. v. Führich (s. d.) in Kontakt, mit dem ihn später ein enges Freundschaftsverhältnis verband. 1831 wurde er Korrektor an der Wr. Akad., 1836 o. Prof. und 1852 Leiter einer Meisterschule für Historienmalerei. Reisen führten ihn zu seinen Auftraggebern nach Ungarn, Böhmen, Mähren und Schlesien. 1847 war er in München, 1850 in Köln und 1851 in Südtirol. Der Freundeskreis der Schubertzeit blieb auch später noch in Verbindung, vor allem hatte K. weiterhin Kontakt mit Bruchmann, Spaun und Schwind, für dessen Berufung nach Wien er sich in den letzten Jahren seines Lebens eingesetzt hatte. Auch mit Hempel und Thunner stand er in Verbindung, besonders aber mit seinem Schüler und Mündel E. Steinle. In Wien hatte sich um ihn und Führich jedoch ein eigener Kreis gebildet, der vom Kaiserhaus und vom Nuntius Viale Prelá gefördert wurde. K. wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. Ehrenmitgl. der Akad. in Mailand (1840) und München. Am Schaffen K.s wird die ganz andere Situation der österr. Spätromantik deutlich. Aus der Schule Redels und Lampis hervorgegangen, stand der Maler der romant. Schwärmerei des Lukasbundes fern. L. Schnorr v. Carolsfeld lenkte ihn ebenso wie Schwind auf andere Bahnen. Topograph. Stud., Landschaften, vor allem aber die zahlreichen Porträts verstärkten das Verhältnis zur Realität. Die kleinen religiösen Gemälde der frühen Zeit verloren jedoch bald ihre innere Konzentration, die großen Formate der Altarbilder zwangen erneut zu Naturstud. K. sah seine Aufgabe nun in der beseelten Darstellung des Menschen. Sein Bestreben war es, eine rein geistige, ideale Vorstellung im Bereich der Wirklichkeit überzeugend auszudrücken.

W.: Selbstbildnis, 1816; K. Franz I., 1823; Zug der hl. Drei Kge., 1825, Österr. Galerie, Wien; Hl. Johannes Nep., 1827, Neuhaus; Christus am Kreuz, 1830, Hl. Familie, 1832, beide Wien-Lichtental; Mariae Geburt, 1833, jetzt Wien-Simmering; Abendmahl, 1834, Molln; Rosenkranzbild, 1837, Dominikanerkirche, Wien I.; Kreuzabnahme, Kremsier, 1842; Joh. Nep., 1844, Wien-Meidling; Hl. Martin, 1846, Pfarrkirche Goisern; Hl. Nikolaus, 1850, Pfarrkirche Bad Ischl; Hl. Stephanus, 1853, Retz; Hl. Altmann, Hl. Florian und Altmann, 1859 und 1860, St. Florian; Himmelfahrt Mariens, 1855, Fünfkirchen, 1857, Kalocsa, 1861, Univ.-Kirche Wien I. Fresken in: St. Johann v. Nep., Wien II., 1844/45, Friedhofkapelle Klosterneuburg, 1847, Statthalterei Wien, 1848–50, Pfarrkirche Altlerchenfeld, Wien, 1855–58. Zahlreiche Porträts und Zeichnungen; etc.
L.: Mitt. der Ges. für vervielfältigende Künste 48, 1925; Die graph. Künste, 1927; L. K., Erinnerungen seiner Tochter, 1902; A. Preschinsky, L. K., Gedenkbl., 1903; R. Feuchtmüller, Berühmte Maler aus N.Ö., 1955; Thieme–Becker; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; ADB; Katalog der Biedermeierausst. in Gutenstein, 1954, 1962.
(Feuchtmüller)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 19, 1968), S. 359f.
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