Kutschker Johann Rudolf, Kanonist und Fürsterzbischof. * Wiese (Loučky, österr. Schlesien), 11. 4. 1810; † Wien, 27. 1. 1881. Stud. in Olmütz und Wien, 1833 Priesterweihe, 1834 Dr.theol., 1835 Prof. der Moral an der Univ. Olmütz, 1837 Dekan, 1844 Rektor. Daneben war er Sekretär, dann Rat des Konsistoriums, 1843 Kanzler, Hofkaplan. 1848 verhinderte er durch seine loyale Haltung den Aufruhr in Mähren. 1852(–62) wurde er Hof- und Burgpfarrer und Obervorsteher des Frintaneums in Wien. 1853 Infulierter Abt von Pagrany. 1857–76 war er als Ministerialrat im Min. für Cultus und Unterricht tätig. 1861 Dompropst, 1862 Generalvikar, Titularbischof von Carrhe und Päpstlicher Thronass. 1876 Fürsterzbischof von Wien, 1877 Kardinal. Als vertrauter Mitarbeiter Rauschers hatte K. wesentlichen Anteil am Zustandekommen des Konkordates von 1855, wirkte aber dann als Referent im Min. für Cultus und Unterricht an den kirchenpolit. Gesetzen der liberalen Periode mit. K. gilt als typ. Vertreter des Verhältnisses von Kirche und Staat nach dem Ausklang des Josephinismus im Österr. des 19. Jh. Sein Bestreben war, den kirchlichen Frieden zu erhalten und dem Land kirchenpolit. Wirren zu ersparen. Durch seine Klugheit und maßvolle Haltung vermochte er daher auch dem Liberalismus Konzessionen abzunötigen und Parlament und Regierung von weiteren ungerechtfertigten Forderungen abzuhalten. Durch Umwandlung der Konsistorialkurrenden in das Diözesanbl. gab K., der auf kanonist. Gebiet publizist. hervorgetreten war, der Erzdiözese ein umfangreiches Publikationsorgan.