Kuzmány, Karol (1806-1866), Evangelischer Theologe und SchriftstellerKuzmány Karol, Theologe und Dichter. * Bries (Brezno nad Hronom, Slowakei), 16. 11. 1806; † Bad Stuben (Turčianské Teplice, Slowakei), 14. 8. 1866. Das zehnte Kind eines evang. Pfarrers; 1822 kam er an das Lyzeum nach Preßburg, wo er Theol. stud., war dann Erzieher in der Familie des Landtagsabg. J. v. Prónay. 1828/29 stud. er Theol., Geschichte der Phil. und Ästhetik in Jena und besuchte Vorlesungen bekannter Philosophen in Leipzig, Halle und Berlin. Seine dichter. Anfänge in Deutschland vollziehen sich im Zeichen des Klassizismus. Noch 1829 wurde er Prof. in Käsmark, 1830 Pfarrer in Altsohl, 1832 in Neusohl. 1836 gründete er die Z. „Hronka“, unter deren Mitarbeitern sich Kollár (s. d.), Štúr, Hurban und Hodža befanden. An der Revolution 1848/49 hatte er keinen unmittelbaren Anteil; als Panslawist angegriffen, übersiedelte er mit seiner Familie nach Wien, wo er ab Dezember 1849 o. Prof. der prakt. Theol. war. Nach Kollárs Tod († 1852) wirkte K. als Vertrauter der Regierung und Vertreter der Slowaken in Wien. 1860 wurde er zum Superintendenten der Preßburger Superintendenz gewählt. 1863 wurde er stellvertretender Vorsitzender der Matica slovenská, deren Seele er immer mehr wurde. Das ung. Protestantenpatent vom 1. 9. 1859, welches tw. auf K.s kirchlichen Organisationsplan von 1850 zurückging, ist mit seinem Namen eng verbunden. Es sollte die Vormachtstellung der Magyaren einschränken und den Nationalitäten Ungarns zur Gleichberechtigung auf kirchlichem Gebiet (Kampf zwischen Patentisten und Autonomisten) verhelfen. 1862 erster Dr.theol. h.c. der k. k. evang. theolog. Fak. in Wien.
W.: Běla (Idyll. Epos), 1843; Das Leben des Dr. M. Luther mit einer kirchengeschichtlichen Einleitung, auch slowak. und ung., 1840; Ladislav (Novelle), vor 1848; Sláva šľachetným. Kto za pravdu horí (Heil den Edlen. Wer für die Wahrheit glüht), hymn. Lied, 1848; 97 Lieder für Zpěvník (Slowak. Gesangbuch); Lehrbuch des allg. und österr. evang. Kirchenrechtes, 1856; Urkundenbuch zum österr. evang. Kirchenrecht, 1856; Hdb. des allg. und österr. evang.-protestant. Eherechts, 1860; Das gute Recht der evang. Preßburger Superintendenz. Ein Wort zu seiner Zeit, 1866; Übers. Mickiewicz und Puschkin.
L.: P. Bujnák, Dr. K. K. Život a dielo (Leben und Werk von Dr. K. K.), 1927; M. Pišút, K. K. (Zur 100. Wiederkehr seines Todestages), 1966; K. K. (1806–1866). Sborník z vedeckej konferencie Ústavu slovenskej literatúry SAV a Matice slovenskej v dňoch 18. a 19. mája 1966 v Turč. Tepliciach (Sammelwerk über die wiss. Konferenz des Inst. für slowak. Literatur SAV und der Matica slovenská am 18. und 19. 5. 1966 in Bad Stuben), 1967 (mit Werksverzeichnis); Masaryk 4; Otto 15; Pallás 11; Wurzbach; Dejiny slov. literatúry (Geschichte der slowak. Literatur), 1962, S. 215 ff.; Rizner; J. Borbis, Die evang.-luther. Kirche Ungarns in ihrer geschichtlichen Entwicklung, 1861; M. Taufrath, Kurze Nachrichten über die k. k. evang.-theolog. Fak. in Wien nebst Biographien ihrer ehemaligen Dir. und bisherigen Prof. sowie Verzeichnis aller bis jetzt an ihr immatrikulierten Stud., 2. Aufl. 1871; F. Gottas, Die Frage der Protestanten in Ungarn in der Ära des Neoabsolutismus, 1965; Mitt. W. Kuzmany, Wien.
(Gottas)
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 19, 1968), S. 380