Labor, Josef (1842-1924), Komponist, Pianist und Organist

Labor Josef, Komponist, Pianist und Organist. * Hořowitz (Hořovice, Böhmen), 29. 6. 1842; † Wien, 26. 4. 1924. Von Geburt blind, erhielt er von seinen Eltern eine ausgezeichnete Früherziehung. 1849 kam er an das damalige k. k. Blindenerziehungsinst. in Wien, wo er bald durch seine außerordentliche musikal. Begabung auffiel. 1857 wurde er am Konservatorium Schüler von E. Pirkhert (Klavier) und S. Sechter (Musiktheorie). Bereits 1863 begann er seine großen Konzertreisen, auf denen er das Interesse des gleichfalls erblindeten Kgs. von Hannover, Georg V. erweckte, der ihn zum Kammerpianisten ernannte und ihm die musikal. Ausbildung seiner Töchter anvertraute. 1866 kam L. im Gefolge des Kgs. in dessen Exil nach Österr., wo er in Wien und Gmunden lebte. In Gmunden unterrichtete ihn J. Ev. Habert (s. d.) im Orgelspiel. Seine Konzerttätigkeit als Organist (ab 1879) führte ihn u. a. nach Graz, Triest, Leipzig, Budapest, Berlin, Hamburg. L., der als der bedeutendste Organist Österr. galt, unterrichtete dreißig Jahre am Israelit. Blindeninst. in Wien. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1904 Hoforganist, 1922 Prof. Zu seinen Schülern zählen A. Schönberg, J. Bittner (s. d.), P. Wittgenstein.

W.: 1 Messe; Kirchenmusik; Chorwerke; Lieder; Orchester- und Konzertwerke; Kammermusik; Klavier- und Orgelmusik.
L.: N. Fr. Pr. vom 27. 4. und 1. 5. 1924; Dt. Arbeit 11, 1911/12, S. 777 ff.; Z. für das österr. Blindenwesen, 1924, S. 29, 75; Schweizer Blindenbote, Jg. 19, n. 8; Singende Kirche, Jg. 12, 1964/65, S. 75 ff.; P. Kundi, J. L. Sein Leben, sein Klavier- und Orgelwerk nebst themat. Katalog sämtlicher Kompositionen, phil. Diss. Wien, 1963; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Wurzbach; J. Bergauer, Das klingende Wien, 1941, S. 78.
(Antonicek–Wanecek)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 20, 1969), S. 391
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