Laborfalvi (Laborfalvy) Róza, eigentl. Benke von Laborfalva Judit, verheiratete von Jókai, Schauspielerin. Geb. Miskolcz (Miskolc, H), 8. 4. 1817; gest. Budapest (H), 20. 11. 1886; röm.-kath. Tochter des Schauspielers, Theaterdirektors, Übersetzers und Lehrers József Benke von Laborfalva (geb. Kálnok, Siebenbürgen / Calnic, RO, 18. 7. 1781; gest. Diósgyőr /Miskolc, H, 15. 8. 1855) und der Schauspielerin Zsuzsánna Benke von Laborfalva, geb. Rácz von Welesz, Mutter der aus einer unehelichen Beziehung mit →Márton Lendvay d. Ä. stammenden Róza Anna Ágnes Benke (geb. 15. 6. 1836; gest. 1861) und Großmutter von deren illegitimer, von →Mór von Jókai adoptierten Tochter Róza Feszty, geb. von Jókai (geb. Pest/Budapest, H, 19. 2. 1861; gest. Budapest, 28. 1. 1936), Malerin und Schriftstellerin, Ehefrau von →Árpád Feszty; ab 1848 mit Jókai verheiratet. – L.s Talent für die Schauspielerei wurde von ihrem Vater entdeckt. In der Folge von →Anna Kántor-Engelhardt und →Gabriel Döbrentei unterrichtet und unterstützt, debütierte sie mit der Schauspielergesellschaft von →Ferenc Komlóssy 1833 am Ofener Burgtheater. 1834–35 Mitglied des von Komlóssy geleiteten Kaschauer Theaterensembles, trat sie 1835–37 erneut in Ofen auf. 1837 anstelle von Kántor-Engelhardt am Pester Ungarischen Theater (ab 1840 Ungarisches Nationaltheater) engagiert, blieb L. dessen Mitglied bis zu ihrem Rückzug von der Bühne 1869. Ihre Heirat mit Jókai löste zunächst große öffentliche Entrüstung aus, v. a. da sie bereits eine uneheliche Tochter hatte. Nach der Revolution 1848/49 unterstützte sie ihn bei seiner Flucht. L., die am Nationaltheater schnell zum Publikumsliebling avancierte, begeisterte zwar auch in Lustspielen und Volksstücken, neue Maßstäbe setzte sie jedoch als Tragödin. Als solche beherrschte sie nach der Überwindung des vom Pathos geprägten Stils der älteren Schule drei Jahrzehnte lang die Bühne des Nationaltheaters. Besonders hervorzuheben sind ihre Darstellungen der dramatischen Heldinnen in Stücken von William Shakespeare (Königin Gertrude in „Hamlet“, Margareta in „Richard III.“, Cleopatra in „Antonius und Cleopatra“, Volumnia in „Coriolanus“ und Lady Macbeth in „Macbeth“), der Gertrudis in →József Katonas „Banus Bánk“ sowie der Maria Stuart in Friedrich von Schillers gleichnamigem Theaterstück. Auch als Heldin einiger von Jókai für sie verfassten Dramen erntete sie große Erfolge (u. a. als Dalma in „Dalma“ und als Zrínyi Anna in „A szigetvári vértanúk“). L.s Vorrangstellung im Bereich des tragischen Rollenfachs, die sie bis zum Auftritt von →Marie Jászai behauptete, führte u. a. dazu, dass ihre Kollegin →Lilla Szilágyi von Szilágysomló und Horogszegh Ungarn verlassen musste und nur auf deutschen Bühnen im Ausland Karriere machen konnte. Jókai verewigte L. in seinen Romanen „Politikai divatok“ (1862–64; deutsch „Andere Zeiten, andere Menschen“, 1869) und „A tengerszemű hölgy“ (1890; deutsch „Die Dame mit den Meeraugen“, 1890). L., eine der herausragendsten Gestalten der ungarischen Theatergeschichte, betrat 1883 anlässlich ihres fünfzigjährigen Bühnenjubiläums in Miskolcz zum letzten Mal die Bühne und erhielt das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone.