Landau, Leo (1891–1965), Bankier und Funktionär

Landau Leo, Bankier und Funktionär. Geb. Przemyšl, Galizien (PL), 14. 11. 1891; gest. Tel Aviv-Jaffa (IL), 16. 1. 1965; mos. Sohn des Weinhändlers Salomon Landau, Vater von Alfred Landau (gest. 1982), der 1938 in die USA emigrierte; 1919 Heirat mit Bronia Schenkel (gest. Tel Aviv-Jaffa), der Tochter des Wiener Bankiers Jakob Schenkel, in 2. Ehe verheiratet mit Hedi Landau, geb. Kiwe. – L., der zusammen mit Ignaz Schwarzbart und Leo Lauterbach einen zionistischen Studentenverband begründet hatte, studierte ab 1909 in Wien Jus (Dr. iur.) und gehörte der zionistischen Studentenverbindung Bar Kochba an. L. war Mitinhaber des Bankhauses Kessler & Meller KG, 1919–24 Gesellschafter des Bankhauses Schenkel & Co. und Mitglied der Wiener Effektenbörse. Ab den 1920er-Jahren bis 1938 war er Präsident des Polnischen Tempels in der Leopoldsgasse (Wien 2), dessen Bibelschule er 1926 gründete, sowie des 1924 gegründeten Maimonides Instituts und ab 1930 des Dachverbands aller 18 privaten Tempelvereine Wiens. Ab 1925 gehörte L. der B’nai-B’rith-Loge „Eintracht“ und ab 1928 dem Vorstand der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde als Mandatar der Unpolitischen Wahlvereinigung an. Im Rahmen der Kultusgemeinde gründete er eine Hilfskasse für Kleingewerbetreibende; er stand als Obmann der Fürsorgekommission vor und leitete die jüdischen Ausspeisungsvereine. Im Mai 1938 wurde er Mitglied des achtköpfigen Beirats, den die Nationalsozialisten dem von Adolf Eichmann eingesetzten Leiter der Israelitischen Kultusgemeinde Josef Löwenherz zur Seite stellten. Im Februar 1939 flüchtete L. nach Palästina, wo er jedoch keine adäquate Stellung mehr erreichte. Seinen Lebensunterhalt bestritt er als Inhaber des Kartenklubs „Eden Bar“.

L.: Jedioth Chadashoth, 17. 1. 1965; Die Gemeinde, 31. 1. 1965; D. Rabinovici, Instanzen der Ohnmacht, 2000, s. Reg.; E. Adunka, Die vierte Gemeinde, 2000, S. 68; dies., Exil in der Heimat, 2002, S. 190ff. (m. B.); P. Melichar, Neuordnung im Bankwesen, 2004, S. 408; Yad Vashem, Jerusalem, IL.
(E. Adunka)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)