Landwehr von Pragenau, Ottokar (1868-1944), Generalmajor

Landwehr von Pragenau Ottokar, General. * Wien, 12. 2. 1868; † Wien, 13. 3. 1944. Absolv. die Milit.-Akad. in Wr. Neustadt, aus der er 1889 als Lt. zum IR. 86 ausgemustert wurde, besuchte 1892–94 die Kriegsschule und stand anschließend in verschiedenen Generalstabsverwendungen in Sarajewo und Agram. 1897 Hptm., 1901 der Intendanzsektion des Techn. Militär-Komités zugeteilt, 1905/06 war er Generalstabschef der 14. Inf.-Truppendiv. in Innsbruck. 1906 zum Mjr. vorgerückt, wirkte L. 1906–08 als Lehrer am k. k. Landwehrstabsoff.-Kurs in Wien, dann 1908–11 an den administrativen Militärfachkursen für Verpflegs-, Train- und Kommunikationswesen. 1908 erfand er einen elektr. betriebenen geländegängigen Lastautomobiltrain („Landwehrtrain“) mit Vielräderantrieb, der für das Transportwesen im Krieg von großer Bedeutung sein sollte. Nach einer Truppendienstleistung beim IR. 48 wurde L. im Okt. 1912 als Obst. Vorstand der neugeschaffenen Abt. 5 M des Kriegsmin., in welcher Position er sich tatkräftig für den Ausbau der Motorisierung des Heeres einsetzte. Bei Kriegsbeginn 1914 als Armee-Etappenkmdt. der 5. Armee (Balkanstreitkräfte) eingeteilt, kam L. im Mai 1915 in gleicher Eigenschaft an die Isonzofront, seit Jänner 1916 war er Oberquartiermeister dieser Armee. Als solcher war er für die materielle Versorgung der Armee, für die Verkehrsbauten, die Landesverwaltung und insbesondere für die Verpflegung verantwortlich. Am 1. 11. 1916 rückte L., der sich als glänzender Organisator bewährt hatte, zum GM vor und am 27. 2. 1917 ernannte ihn K. Karl zum Vorsitzenden des neu geschaffenen Gemeinsamen Ernährungsausschusses. In dieser Stellung hatte er die immer schwieriger werdende Lebensmittelversorgung der gesamten Monarchie und der Armee im Felde zu organisieren. Ohne mit exekutiver Gewalt ausgestattet zu sein, stellte diese Aufgabe große Anforderungen an das diplomat. und organisator. Geschick L.s, dem es immerhin gelang, einen völligen Zusammenbruch der Lebensmittelversorgung zu verhindern. 1918 i.R., stand L. in den folgenden Jahren an der Spitze verschiedener humanitärer Aktionen, u. a. war er lange Jahre hindurch Vizepräs. des österr. Roten Kreuzes.

W.: Über den Turnus der Verpflegsstaffeln. Ein Beitr. zum Stud. des operativen Verpflegsdienstes, in: Mitt. über Gegenstände des Art.- und Geniewesens, 1904, S. 1163 ff.; Automobile Fahrzeuge bei den österr.-ung. Manövern im Jahre 1904, gem. mit R. Wolf, ebenda, 1905, S. 311 ff.; Hunger. Die Erschöpfungsjahre der Mittelmächte 1917/18, 1931.
L.: R. P. vom 4. 3. 1917; Kleines Volksbl. vom 17. 7. 1960; Der Soldat vom 11. 2. 1968; Svoboda, Bd. 2, S. 813, Bd. 3, S. 122; Jb. der Wr. Ges., 1929; Uhlirz, Bd. 3, S. 199 f.
(Egger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 20, 1969), S. 435
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