Langer von Edenberg, Karl (1819-1887), Anatom

Langer von Edenberg Karl, Anatom. * Wien, 16. (Tauftag) 4. 1819; † Wien, 7. 12. 1887. Ältester von 16 Geschwistern; stud. nach den philosoph. Jgg. ab 1836 Med. an der Univ. Prag (Hyrtl, s. d., Krombholz, s. d.), ab 1838 an der Univ. Wien, 1842 Dr. med. Anschließend arbeitete er dort am Anatom. Inst. und wurde 1843 2., 1847 1. Ass. 1848 gehörte er der Akadem. Legion an und wirkte während des Oktober-Aufstandes als Hilfsarzt. 1849 Priv.Doz., suppl. er Vorlesungen J. J. Czermaks und erhielt nach dessen Tod 1850/51 auch einen Lehrauftrag. 1851 wurde er als o. Prof. der Zool. an die Univ. Pest, 1856 als Prof. der deskriptiven Anatomie an die medizin. chirurg. Josephs-Akad. in Wien und nach deren Auflösung 1870 auf die neuerrichtete 2. Lehrkanzel für Anatomie an die Univ. Wien berufen, wo er 1874 die 1. Lehrkanzel übernahm. 1871/72–1873/74 Dekan, 1875/76 Rektor. L., der sich unter dem Einfluß Czermaks der physiolog. Richtung der Anatomie zugewandt hatte und auch bei der vergleichenden Anatomie den Schwerpunkt auf die physiolog. Momente legte, beschrieb in seiner Diss. erstmals die Markscheide und begründete mit seiner Abh. über die Milchdrüsen, einem Muster entwicklungsgeschichtlichen Arbeitens, seinen wiss. Ruf. In seinem Lehrbuch der Anatomie gelang es ihm, in knappster Form den großen Stoff log. zu gliedern. Auch seine übrigen Arbeiten zeichnen sich durch Gründlichkeit und das Fehlen spekulativer Abstraktionen aus. L. wirkte bei der Lösung zahlreicher organisator. Fragen mit, so u. a. maßgeblich bei der Aufstellung der 1872 erlassenen med. Rigorosenordnung, wobei er eine stärkere Beachtung der prakt. Ausbildung der Studenten erreichen konnte. 1870 o. Mitgl. des Niederösterr., 1879 des Obersten Sanitätsrates und 1879 Beirat für die Angelegenheiten des med. Unterrichtes beim Min. für Kultus und Unterricht, nahm er auch dort entscheidenden Einfluß und konnte die Errichtung eines neuen Gebäudes für das Anatom. Inst. (Wien IX., Währinger Str.) erreichen. L., 1857 korr., 1867 w. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien, 1872 Hofrat, war auch Mitbegründer und ab 1879 Vizepräs. der Anthropolog. Ges. in Wien. 1884 nob.

W.: Über den Bau der Nerven, med. Diss. Wien, 1842; Über den Haarwechsel bei Menschen und Tieren, in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl., Bd. 1, 1848; Über das kapillare Blutgefäßsystem der Cephalopoden, ebenda, Bd. 5, 1850; Über den Bau und die Entwicklung der Milchdrüse bei beiden Geschlechtern, in: Denkschriften Wien, math.-nat. Kl., Bd. 3, Abt. 2, 1852; Das Gefäßsystem der Teichmuschel, ebenda, Bd. 8, Abt. 2, 1854, Bd. 12, Abt. 2, 1856; Über das Sprunggelenk der Säugethiere und des Menschen, ebenda, Bd. 12, Abt. 2, 1856; Zur Anatomie und Physiol. der Haut, in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl., Bd. 44, Abt. 1, 1861, Bd. 45, Abt. 1, 1862; Lehrbuch der Anatomie des Menschen, 1865, ab 2. Aufl.: Lehrbuch der systemat. und topograph. Anatomie, 12. Aufl., hrsg. von C. Toldt und F. Sieglbauer, 1921; Lionardo da Vinci, der erste Darsteller der richtigen Lage des menschlichen Beckens, in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl., Bd. 55, Abt. 1, 1867; Über das Gefäßsystem der Röhrenknochen, in: Denkschriften Wien, math.-nat. Kl., Bd. 36, Abt. 1, 1876; Leibesform und Gewandung, 1878; Anatomie der äußeren Formen des menschlichen Körpers, 1884; etc.
L.: Wr. med. Bll., Jg. 10, 1887, S. 1597 ff.; WMW, Jg. 37, 1887, S. 1657 ff.; Almanach Wien, 1888; Anatom. Anzeiger, Jg. 3, 1888, S. 77 ff. (mit Werksverzeichnis); Wr. klin. Ws., Jg. 16, 1903, S. 637 ff. (mit Werksverzeichnis); Hirsch; Pagel; Österr. Naturforscher, Ärzte und Techniker, 1957, S. 92 f.; Wurzbach; ADB 51; Lesky, s. Reg.; Schönbauer.
(Red.)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 21, 1970), S. 8
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