Lanner, Joseph (1801-1843), KomponistLanner Joseph, Komponist. * Wien, 12. 4. 1801; † Wien, 14. 4. 1843. Vater der Folgenden, Sohn eines Handschuhmachergesellen; dürfte sich in der Musik autodidakt. ausgebildet haben (Violine, Generalbaß, Instrumentation). Bereits 1813 spielte er in der Tanzkapelle M. Pamer. 1819 gründete er mit den Brüdern Drahanek ein Trio (2 Violinen, Gitarre), das noch im selben Jahr durch J. Strauß Vater (Viola) zum Quartett erweitert wurde und in den folgenden Jahren zum vollen Orchester anwuchs, das wegen der großen Nachfrage sogar geteilt werden mußte. J. Strauß, der die Leitung des zweiten Orchesters übernahm, trat 1825 aus und gründete ein eigenes Unternehmen. In den dreißiger Jahren unternahm L. zahlreiche Konzertreisen, so nach Budapest, Prag, Brünn, Preßburg, Mailand (im Gefolge K. Ferdinands). Er erhielt 1829 den Titel eines Musikdir. der Redoutensäle und war Kapellmeister des zweiten Wr. Bürgerrgt. L. schuf, vom Ländler ausgehend, gem. mit dem älteren Strauß die spezif. Form des Wr. Walzers als Walzerkette mit Introduktion und Finale. Die beiden letzteren, denen große Bedeutung zukommt, sind stark mit stilist. Elementen der Opernmusik durchsetzt. L. wußte auch die Klangmöglichkeiten des Orchesters aufs wirkungsvollste auszunützen und genoß als Violinvirtuose hervorragenden Ruf. Sein Sohn August Joseph L. (1834–55) wurde Violinschüler Mayseders und trat nach dem Tode des Vaters erfolgreich als Leiter eines eigenen Orchesters hervor.
W.: Die Werber, op. 103, 1836; Hofballtänze, op. 161, 1840; Die Romantiker, op. 167, 1841; Die Schönbrunner, op. 200, 1843; Walzer; Ländler; Galoppe; Märsche; etc. Gesamtausgabe, hrsg. von E. Kremser, 14 Bde., 1888–89, 7 Bde., 1889; Walzer und Ländler, hrsg. von A. Orel, in: Denkmäler der Tonkunst in Österr., Bd. 65, 1926.
L.: N. Fr. Pr. vom 12. 4. 1901, 11. und 16. 6. 1905 und 8. 4. 1907; Wr. Ztg. vom 12. 4. 1951; Heimgarten 55, 1931, H. 8; H. Sachs, J. L., 1889; F. Rebay–O. Keller, J. L., 1901; F. Lange, J. L., 1901; ders., J. L. und J. Strauß, 1904, 2. Aufl. 1919; A. Weinmann, Werksverzeichnis J. L.s, 1948; Das Monument des Musikdir. J. L. auf dem Friedhof zu Döbling b. Wien, 1844; K. Elmar, Zur Enthüllungsfeier der Gedenktafel an L.s Geburtshaus, 1879; Zur Enthüllung des L.-Strauß-Denkmales am 17. 6. 1905, 1905; Zur Enthüllung des L.-Strauß-Denkmals in Baden b. Wien, 1912; Abert; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; R. Hirsch, Gallerie lebender Tondichter, 1836; Riemann; Schilling; Rollett, Neue Beiträge 1, 1897, S. 76; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; ADB; I. L. Mendelsohn, Zur Entwicklung des dt. Ges.-Tanzes 1750–1850, phil. Diss. Wien, 1925; H. Pemmer–N. Lackner, Der Wr. Prater einst und jetzt, 1935, S. 106, 116, 167, 208; A. Orel, Musikstadt Wien, 1953; E. Nick, Vom Wr. Walzer zur Wr. Operette, 1954; A. Bauer, Das Theater in der Josefstadt in Wien, 1957.
(Antonicek)
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 21, 1970), S. 15f.