La Roche, Karl von (1794-1884), Schauspieler und Sänger

La Roche Karl von, Schauspieler und Sänger. * Berlin, 12. 10. 1794; † Wien, 11. 3. 1884. Sohn eines Polizeibeamten; stud. zuerst Tiermed., wandte sich aber, bestärkt von Töpfer und Iffland, dem Schauspielerberuf zu. Sein erstes öff. Auftreten fand am 10. 6. 1811 in Dresden statt, als er für den durchgegangenen Komiker der Secondaschen Truppe die Titelrolle im „Rochus Pumpernickel“ übernahm. Sein erstes Engagement trat L. 1812 in Danzig an, wo er vorzugsweise als Sänger großer Baßpartien und als Schauspieler niedrig-kom. Rollen in Singspiel und Posse eingesetzt, bald eines der meistbeschäftigten und beliebtesten Mitgl. war. 1816 kam er nach Lemberg, wo sich sein künstler. Durchbruch als Charakterdarsteller vollzog. Nach einem Engagement in Königsberg 1819–23, unterbrochen durch ein längeres, sehr erfolgreiches Gastspiel in Leipzig 1821, spielte er 1823–33 am Hoftheater in Weimar, wo er der erste Weimarer Mephisto (29. 8. 1829) war, geschätzt und gefördert von Goethe, welcher diese Rolle selbst mit ihm einstud. hatte. Neben großen Charakterrollen wie Mephisto und Franz Moor, sang er auch weiterhin in der Oper, deren Regie er 1829 übertragen bekam. Im August 1832 gastierte er mit 8 Rollen am Burgtheater in Wien, wo er im April 1833 einen lebenslänglichen Vertrag als Hofschauspieler erhielt. 1841–74 war er hier auch als Regisseur tätig. L. unternahm zahlreiche Gastspielreisen in alle großen Städte der Monarchie und Deutschlands, u. a. nach Graz, Brünn, Prag, München, Berlin, Mannheim, Weimar und Hamburg. 1873 nob. L. war in erster Ehe mit der Schauspielerin Henriette Wagner und in zweiter Ehe seit 1833 mit der Weimarer Schauspielerin Auguste Kladzig verheiratet. L., eines der langjährigsten und populärsten Mitgl. des Burgtheaters, war ein äußerst vielseitiger Schauspieler, dessen Stärke die großen Charakterrollen, in späterer Zeit vor allem im bürgerlichen Schau- und Lustspiel, und kom. Chargen waren. Einfachheit und Wahrheit, eine Menge realist. Details sowie ein feiner gefühlvoller Humor zeichneten alle seine Darstellungen aus. L.s Bruder Julius L. (1781–1859) war ebenfalls Schauspieler und nach einjährigem Engagement am Theater an der Wien 1827–50 Mitgl. des Wr. Burgtheaters.

Hauptrollen: Bartolo; Rocco; Leporello; Figaro; Kaspar (Der Freischütz); Shewa (Der Jude); Franz Moor; Muley Hassan; Mephisto; Jago; Wurm; Malvolio; Just; Vansen (Egmont); Daniel (Erbvertrag); Adam (Der zerbrochene Krug); Weiler (Der Erbförster); Piepenbrinck (Die Journalisten); Klosterbruder (Nathan der Weise); Falstaff; etc.
L.: N. Wr. Tagbl. vom 15. 3. 1873; N. Fr. Pr. vom 12., 13., 14. und 16. 3. 1884, 16. 7. 1905 und 11. 3. 1909; Wr. Ztg. vom 12. 3. 1884; Der Zwischenakt vom 2. und 3. 3. 1859; Wr. Theaterchronik vom 29. 1. 1860; Dt. Bühnenalmanach, 1884, S. 89 ff., 1885, S. 257 ff.; E. Mautner, K. L., 1873; Allg. Theaterlex., 1841; Eisenberg; Enc. dello spettacolo, Bd. 6, 1959; O. G. Flüggen, Biograph. Bühnenlex. der dt. Theater, 1892; Kosch, Theaterlex.; Dt. Theaterlex., hrsg. von A. Oppenheim und E. Gettke, 1889; Rub; L. Speidel, Schauspieler, in: Ges. Schriften, Bd. 4, 1911; Nagl–Zeidler–Castle, s. Reg.; Katalog der Porträt-Smlg.; Wurzbach; ADB; Dekamerone vom Burgtheater, 1880; C. L. Costenoble, Aus dem Burgtheater, 2 Bde., 1889; H. Laube, Das Burgtheater, 1891, S. 114, 328 ff.; 175 Jahre Burgtheater, hrsg. von der Bundestheaterverwaltung, 1954; A. Glaszbrenner, Bilder und Träume aus Wien, 2 Bde., 1836, S. 188; E. Bauernfeld, Erinnerungen aus Alt-Wien, 1923; Smlg. Mansfeld, Wien.
(Futter)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 21, 1970), S. 28f.
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