Lebouton, Alois (1881-1936), Schulmann und Politiker

Lebouton Alois, Schulmann und Politiker. * Radautz (Rădăuţi, Bukowina), 27. 4. 1881; † Czernowitz (Bukowina), 26. 4. 1936. Sohn eines Finanzbeamten; stud. an der Univ. Czernowitz Phil. und klass. Philol., kurze Zeit auch Archäol. in Straßburg, legte 1904 die Lehramtsprüfung ab, 1907 Dr.phil. 1899–1903 gehörte er aktiv der Akadem. Burschenschaft „Arminia“– Czernowitz an, deren Sprecher er zweimal war. Seit 1904 war er als Lehrer für Latein und Griech. an mehreren Czernowitzer Gymn. tätig. 1911/12 ermöglichte ihm ein Stipendium des Archäolog. Inst. in Wien die Teilnahme an den Ausgrabungen unter Dörpfeld in Olympia, Mykene und Troja. L., der sich bereits in mehreren Sparten der dt. Volkstumsarbeit (Ver. Dt. Schülerheim, Dt. Kulturver., Verband dt. landwirtschaftlicher Genossenschaften) bewährt hatte, wandte sich jetzt ganz der Politik zu. Als Sprecher des „Deutschen Volksrates in der Bukowina“, der höchsten Vertretung der Dt., gab er am 28. 11. 1918 vor dem rumän. Nationalkongreß der Bukowina namens seiner Volksgruppe die Zustimmung zum geplanten Anschluß der Bukowina an das Königreich Rumänien. Er wurde zum Obmann des Dt. Volksrates (1919/20) gewählt, wirkte am Zusammenschluß aller Dt. Rumäniens im „Verband der Deutschen in Rumänien“ mit und wurde Abg. und Senator der Dt. im rumän. Parlament, Mitgl. des Vollzugsausschusses des Dt. Volksrates, des Dt. Parlamentarierklubs in Bukarest und Wirtschaftsreferent im Vorstand des „Verbandes der Deutschen in Rumänien“. 1921 trug er auch zur Vereinigung der evang. Kirche A. B. der Bukowina mit der in Siebenbürgen bei und zur Errichtung der Ferienhochschulkurse in Hermannstadt (Siebenbürgen), an denen er als Doz. mitwirkte. Als Parlamentarier vertrat L. die Interessen der gesamten dt. Minderheit in Großrumänien. Seine Bemühungen galten vor allem der Wiederherstellung des seit 1926 romanisierten dt. Pflichtschulwesens. L., einer der profiliertesten Politiker der Bukowina, wurde weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt und genoß auch im Ausland hohes Ansehen. Es spricht für seinen polit. Weitblick, daß er früh seine Landsleute vor dem Überhandnehmen des Einflusses des nationalsozialist. Deutschland auf das Auslanddeutschtum warnte, da er darin eine Gefährdung seiner Volksgruppe ahnte.

W.: Poesie und Bildende Kunst im Zeitalter des Augustus, 2 Tle. (Tl. 3 nicht gedruckt), in: Z. für die österr. Gymn., 1915; Beitrr. für das Handwörterbuch des Grenz- und Auslanddeutschtums, Bd. 1, 1935; etc. Verzeichnis der Abhh. und gedruckten Reden über Volkstumsarbeit und polit. Tätigkeit, in: E. Beck, Bibliographie zur Landeskde. der Bukowina, in: Veröff. des Südostdt. Kulturwerkes, R. B., Bd. 19, 1966, s. Reg.
L.: Czernowitzer Dt. Tagespost vom 28. 4. und 8. 5. 1936: Jb. der mittleren Unterrichtsanstalten in Österr., bearb. von G. Mauler, Jg. 2, 1912/13, S. 240; Jb. der höheren Unterrichtsanstalten in Österr., Jg. 27, 1914, S. 293, 413; Cultura, 1928–36; Jb. des siebenbürg.-dt. Karpatenver. 49, 1936; Der Südostdt. 7, 1956, n. 6; Neuland (Freilassing) 15, 1962, n. 18. G. Berka, 100 Jahre Dt. Burschenschaft in Österr., 1959, S. 27, 52; E. Turczynski, Das Deutschtum der Bukowina in der Landes- und Staatspolitik vor der Ära Taaffe bis zur Umsiedlung, in: Buchenland – 150 Jahre Deutschtum in der Bukowina, hrsg. von Fr. Lang, in: Veröff. des Südostdt. Kulturwerkes, Bd. 16, 1961, S. 108 ff.; Geschichte der Akadem. Burschenschaft Arminia-Czernowitz zu Salzburg 1877–1967, 1967, S. 26, 42, 48, 223 f.; Mitt. E. Lebouton, Badgastein.
(Klein)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 21, 1970), S. 67
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