Lecher, Helene; geb. v. Rosthorn (1865-1929), Philanthropin

Lecher Helene, geb. v. Rosthorn, Philanthropin. * Wien, 8. 9. 1865; † Wien, 2. 10. 1929. Tochter des ersten. k. k. Gewerbeinspektors für Tirol, Vorarlberg und Kärnten, J. v. Rosthorn, Gattin des Vorigen, Schwägerin des Folgenden, Schwiegertochter des Schriftstellers und Journalisten Zacharias Konrad L. (s. d.); im Ersten Weltkrieg erwarb sie sich große Verdienste in der Kriegskrankenpflege, besonders in der Kriegskrankenernährung. Die auf dem mütterlichen Landgut bestehende Tradition der Pflege Erkrankter durch die Gutsfrau gab ihr die erste Anregung für eine wohldurchdachte Krankendiät. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges leitete sie die Diätküche des Kriegsspitals des Amerikan. Roten Kreuzes in Wien-Meidling und richtete dann in dem von dem Wr. Physiologen A. Durig als Oberstabsarzt geleiteten Kriegs-Barackenspital in Wien-Grinzing (6000 Betten) eine eigene Diätküche für Schwerkranke (darunter viele Ruhrkranke) ein, wobei sie sich den individuellen Bedürfnissen jedes einzelnen Kranken mit hingebender Sorgfalt erfolgreich widmete. Auch durch ihre Teilnahme an dem persönlichen Schicksal ihrer Pfleglinge und deren Familien leistete sie Außergewöhnliches. Nach Auflösung des Kriegsspitals 1919 führte sie zwei Baracken als Tagesheim für gesundheitsgefährdete Kinder mit privaten Mitteln, die ihr aus dem In- und Ausland zukamen, weiter. Sie verkörperte beispielhaft „die Frau der Gesellschaft als Dienende“. Allem Anschein nach hat J. Wassermann in seinem Roman „Faber, oder die verlorenen Jahre“ (1924) die Gestalt H. L.s und ihr Kinderheim tw. literar. verwertet.

L.: N. Fr. Pr. vom 4. und 5. 10. 1929; Die Österreicherin, Jg. 2, 1929, H. 9; N. Österr. Biogr. Bd. 7, 1931; Mitt. P. Rosthorn, G. Plank-Lecher, M. Kupka ( † ), alle Wien.
(Fichna)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 21, 1970), S. 70f.
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