Ledóchowski, P. Wladimir Gf. (1866-1942), Ordensgeneral

Ledóchowski P. Wladimir Graf, S. J., Ordensgeneral. * Loosdorf (N.Ö.), 7. 10. 1866; † Rom, 13. 12. 1942. Urenkel des Gutsbesitzers, Philanthropen und Schriftstellers Antoni Gf. L. (s. d.), Großneffe des Off. Timotheus Gf. L. (s. d.), Neffe des Kardinals Miecislaus Gf. L. (s. d.), Bruder der beiden Gründerinnen religiöser Gemeinschaften Maria Theresia Gfn. L. (s. d.) und Ursula Gfn. L. (s. d.); schon während der Mittelschulzeit 1877–84 am Theresianum in Wien, traten seine vielseitigen Anlagen zutage. Als Eisläufer, Reiter, Schwimmer, Tänzer, aber noch mehr durch seine schul. Leistungen erregte er Aufsehen. Gautsch (s. d.) nannte ihn die „Zierde des Theresianums“. Viele Jahre war er Edelknabe bei Hof (Schleppenträger der Kn.) und erhielt bei der Matura den „Kaiserpreis“ (Goldmedaille für Absolv. sämtlicher Klassen mit Auszeichnung). Nach einem Jahr des Jusstud. in Wien (1884/85) trat L. zur allg. Überraschung in das Priesterseminar der Diözese Tarnów ein. 1887–89 stud. er als Alumne des Germanikums an der Gregoriana in Rom. 1889 trat er in Starawieś in die galiz. Provinz des Jesuitenordens ein. Nach der Priesterweihe (1894) wurde er 1898 Oberer des Schriftstellerhauses in Krakau, 1900 Rektor des dortigen Jesuitenkollegs, 1902 Provinzial der galiz. Ordensprovinz. Die 25. Generalkongregation wählte ihn 1906 zum Ass. der „Deutschen Assistenz“. 1915 wurde er zum 26. Gen. des Jesuitenordens gewählt. Sein fast 28jähriges Generalat brachte trotz der schwierigen Zeitverhältnisse ein gewaltiges Wachstum des Ordens (von 17.000 auf 27.000 Mitgl.), die Übernahme neuer Arbeiten und Missionen, die Anpassung des Ordensrechtes an das neue Kirchenrecht in der 27. Generalkongregation 1923 (Epitome Instituti Societatis Jesu) und eine starke Zentralisation in der Leitung des Ordens. Diese Entwicklung geht tw. auf die Zeitströmung (Faschismus in Italien usw.), tw. auf die Persönlichkeit des Gen. zurück. Die Zahl der Ass. stieg von 5 auf 8, die der Provinzen von 27 auf 50. Als Mann von umfassendem Wissen, fast sagenhaftem Gedächtnis, großem Organisationstalent, ausgewogenem Urteil und enormer Tatkraft hatte L. weit über seinen Orden hinaus großen Einfluß in der Kirche.

W.: Zahlreiche Erlässe, Mitt. und ordensrechtliche sowie aszet. Abhh. für den Orden in Acta Romana S. J., Bd. 2–10, 1915–42.
L.: R. P., N. Wr. Tagbl. und Wr. Ztg. vom 12. 2., N. Fr. Pr. vom 13. 2. 1915; Kath. Kirchenztg., 1915, n. 7; Archivum Historicum S. J. 12, 1943, S. 1–4, 21, 1952, S. 450; Ignatiusbote 20, 1947, Dezember-H., S. 2–5; Kalendarz Serca Jezusowego, 1947, S. 49–53; Jesuitenlex.; Buchberger; S. Ledochowski, Meine Lebensfahrt, 1934/35; Z. Obertyński, O. W. L., 1948, S. 341–50, V. Naumann, Profile, 1925, S. 349–58; Memorabilia S. J., Bd. 7, 1939, Fasc. 3, S. 187–208, 1943, Fasc. 6, S. 193–209; Mitt. K. Ledochowski, Söllheim (Salzburg).
(Pinsker)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 21, 1970), S. 88f.
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