Lehár, Franz (1870-1948), Komponist

Lehár Franz, Komponist. * Komorn (Komarno, Slowakei), 30. 4. 1870; † Bad Ischl (O.Ö.), 24. 10. 1948. Sohn des Vorigen; verbrachte seine Kindheit in den Garnisonen Preßburg, Ödenburg, Karlsburg, Klausenburg. Ab 1880 stud. er am Piaristengymn. in Budapest, dann in Mähr. Sternberg. 1882 kam er an das Konservatorium in Prag und wurde hier Schüler von A. Bennewitz (Violine) und J. Förster (Musiktheorie), daneben auch privat bei Zd. Fibich (Komposition, s.d.). Kompositionen im ernsten Fach errangen die Zustimmung A. Dvořáks (s.d) und J. Brahms (s. d.). Nach Abschluß der Stud. wurde er 1888 Geiger am Theater in Elberfeld-Barmen, ging jedoch im nächsten Jahr von hier kontraktbrüchig ab. Er trat in österr. Militärdienste in der Kapelle des IR. 50 (unter seinem Vater) und wurde dann nacheinander Kapellmeister des IR. 25 in Losoncz (1890), der Matrosenkapelle in Pola (1894), des IR. 87 in Triest (1896), des IR. 3 in Budapest als Nachfolger seines Vaters (1898) und schließlich des IR. 26 in Wien (1899). Nachdem er schon während dieser Zeit den Dienst immer wieder unterbrochen hatte in der Hoffnung, von seinen Kompositionen leben zu können, verwirklichte sich dieser Wunsch endgültig seit den beiden 1902 aufgeführten Operetten „Wiener Frauen“ und „Der Rastelbinder“. 1905 folgte der triumphale Welterfolg der „Lustigen Witwe“. Nach 1910 ging der Erfolg der neu entstandenen Operetten zurück. Mit dem „Paganini“ 1925 begann jedoch die zweite große Periode L.s, die hauptsächlich von Berlin ausging und wesentlich von Richard Tauber mitgetragen wurde. Der Zweite Weltkrieg setzte ihr ein Ende. 1946–48 lebte L. in Zürich, kurze Zeit nach seiner Rückkehr nach Bad Ischl starb er in seiner dortigen Villa, die heute als Mus. eingerichtet ist. L., melod. außerordentlich begabt, ist der erfolgreichste Komponist der sogenannten silbernen Ära der Wr. Operette. Viele seiner Operettenmelodien wurden wegen ihrer Eingängigkeit sofort Welterfolge. Seine Operetten sind vom Tanz, vor allem vom gesungenen Walzer beherrscht („Tanzoperette“). Mit besonderem Geschick wußte er das musikal. Milieu verschiedener Nationen in seinen Operetten einzusetzen, hier und auch im Orchesterkolorit verwandt mit G. Puccini, mit dem ihn persönliche Freundschaft verband.

W.: Operetten: Der Rastelbinder, 1902; Die lustige Witwe, 1905; Der Gf. von Luxemburg, 1909; Zigeunerliebe, 1910; Wo die Lerche singt, 1918; Das Land des Lächelns, 1923–29; Paganini, 1925; Der Zarewitsch, 1927; Friederike, 1928; Giuditta, 1934. Walzer; Lieder; 2 Violinkonzerte.
L.: F. Decsey, F. L., 2. Aufl. 1930; St. Czech, F. L., 1948; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Enc. dello spettacolo, Bd. 6, 1959; Riemann; Österr. Musikz. 25, 1970, S. 430 ff.; Révai 12, 21; Otto 28, Erg.Bd. ΠΙ/2; M. Szinmüvészeti Lex. 3, 1936; Zenei Lex. 2; Pallas 18; Új M. Lex. 4; M. Életr. Lex. 2.
(Antonicek)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 21, 1970), S. 93
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