Leibenfrost, Franz Heinrich d. Ä. (1819-1893), Weinhändler

Leibenfrost Franz Heinrich d. Ä., Weinhändler. * Wien, 11. 11. 1819; † Wien-Döbling, 23. 5. 1893. Sohn des Vorigen, Vater des Folgenden; L., der 1851 gem. mit seinem Schwager F. Starnbacher die väterliche Fa. (F. L. & Co) übernommen und dieser durch seine Lieferungen an den Hof regelmäßigen Absatz gesichert hatte, bahnte einen weiteren unerhörten Aufschwung derselben an. In Oberdöbling erwarb er ein großes Areal, auf dem er 1854 ein 10.000 m² großes modernst ausgestattetes Kellerlabyrinth ausbauen ließ. Er legte am Fuß des Nußberges ein Weingut an und erwarb 1885 das Weingut Wurmberg (Stmk.), das er zu einem Musterbetrieb ausgestaltete. Er modernisierte seine Anlagen laufend und stellte u. a. 1864 die erste große Zementfaßanlage Österr. auf. Stets trat er für die Förderung und Erleichterung des Exportes ein und errichtete selbst 1869 eine Filiale in London und zahlreiche in Deutschland. L. erkannte die Bedeutung der dalmatin. Weine und brachte sie erstmals in größerem Maße in den Handel. Während der Reblausinvasion wirkte er durch die Anwendung veredelter Reben beispielgebend. Ungemein verdient um den Fortschritt des Weinhandels und der Kellerwirtschaft, wurde er 1880 anläßlich der Gründung des Clubs der Wr. Weinhändler zu dessen erstem Präs. gewählt. L.verfügte auch über den k. k. Pulververschleiß, betätigte sich rege am öff. Leben, war ab 1848 Bürgermeister von Oberdöbling (1875 Ehrenbürger) und gehörte — damals Rtm. und Eskadronskmdt. der Wr. Bürgerkavallerie-Div. — jener Bürgerdeputation an, welche 1848 die Abdankung Metternichs erwirkte. Sein Sohn Franz Heinrich L. d. J. († 9. 7. 1900), ab 1868 Gesellschafter, ab 1893 Leiter der Fa., führte erfolgreich die Veredlung amerikan. Reben durch und war Vizepräs. des Verbandes österr. Weinhändler. Nach seinem frühen Tod wurde die Fa. 1908 an F. Spitzer verkauft, ging aber schon 1917 in den Besitz von O. und R. Schlumberger v. Goldeck über.

L.: N. Fr. Pr. vom 11. 7. 1900 (F. H. L. d. J.); Die Weinlaube, 1873, S. 201, 1893, S. 259, 1900, S. 331 (F. H. L. d. J.); Allg. Wein-Ztg., 1893, S. 216; Wein- und Agricultur-Ztg., 1893, n. 16; Großind. Österr., Bd. 5, S. 309, 314 f.; R. Schlumberger v. Goldeck, Weinhandel und Weinbau im Kaiserstaate Österr. 1804–1918, 1937, s. Reg. (auch F. H. L. d. J.).
(Hillbrand)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 22, 1970), S. 100f.
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