Leidesdorf Franz, Ps. Wallner, Schauspieler, Theaterdirektor und Schriftsteller. * Wien, 25. 9. 1810; † Nizza, 19. 1. 1876. Neffe des Großhändlers und Bankiers Markus Leidesdorfer v. Neuwall (s. d.); sollte Kaufmann werden, wandte sich aber gegen den Willen der Eltern dem Schauspielerberuf zu und debut. 1830 unter dem Namen Wallner in Krems. Über Bad Ischl, Wr. Neustadt, Laibach, Agram etc. kam L. 1835 nach Wien, wo er zuerst im Theater an der Wien und dann im Theater in der Leopoldstadt vorwiegend in Raimund-Rollen auftrat und besonders nach Raimunds Tod 1836, durch seine Raimunds Schauspielkunst getreu kopierende Darstellungsweise, große Erfolge errang. 1839 ging er für zwei Jahre nach Lemberg, von wo aus er sehr erfolgreiche Gastspielreisen in alle größeren Städte Deutschlands unternahm. Engagements am Hoftheater in St. Petersburg, Freiburg, Baden-Baden und Posen folgten; in den letzteren drei Städten führte L. auch die Dion. des Theaters. 1854 pachtete er das Königstädt. Vaudeville-Theater in Berlin und begann hier im September 1855 mit seiner Ges. aus Posen den Theaterbetrieb. Durch seine Geschäftstüchtigkeit, seinen Fleiß und künstler. Spürsinn erlangte das Theater, das er 1857 gekauft und durch eine Sommerbühne erweitert hatte, bald lokale Berühmtheit. 1864 ließ er es vergrößern und renovieren und eröffnete es am 3. 12. als „Wallnertheater“. Hatte er in den ersten Jahren seiner Dions.-Tätigkeit vor allem das moderne französ. Sittenstück gepflegt, verwirklichte er in späteren Jahren mit Hilfe des Dichters D. Kalisch und seines vorzüglichen Ensembles seine Idee einer Berliner Lokalposse. 1868 verpachtete er aus gesundheitlichen Gründen das Theater an C. Lebrun und unternahm nun einige größere Reisen. Seine Reise- und Theatererlebnisse veröff. L., der auch Mitarbeiter der „Gartenlaube“ war, in viel gelesenen Büchern. In zweiter Ehe war L. mit der Schauspielerin Agnes L., geb. Kretschmar, verheiratet, einer Hauptkraft seines Berliner Ensembles.