Leifhelm, Hans; Ps. Hermann Brinckmeyer, Konrad Overstolz (1891-1947), Schriftsteller

Leifhelm Hans, Ps. Hermann Brinckmeyer und Konrad Overstolz, Dichter und Schriftsteller. * Mönchengladbach (Rheinland), 2. 2. 1891; † Riva (Trentino), 1. 3. 1947. Entstammte einem westfäl. Bauerngeschlecht; von den Eltern für den Priesterberuf bestimmt, stud. L. ab 1911 in Straßburg Med., mußte jedoch aus finanziellen Gründen dieses Stud. aufgeben. Ab 1912 stud. er Staatswiss. an der Univ. Innsbruck, anschließend in Wien. Hier schloß er Freundschaft mit F. Braun, der L. zu seinen ersten bleibenden Dichtungen anregte. Weitere nationalökonom. Stud. in Berlin, wo er von Dr. C. Sonnenschein tatkräftig gefördert wurde, wurden 1914 durch Einberufung zum Kriegsdienst unterbrochen. 1918 setzte er sein Stud. an den Univ. Bonn und Heidelberg (1918 Dr.phil.) fort. Nachdem er kurze Zeit eine Syndikats-Ztg. geleitet hatte, wurde L. 1919 Mitredakteur der Münchner Kunst-Z. „Wieland“. Als diese ihr Erscheinen 1920 einstellte, war L. vorübergehend Gewerkschaftsangestellter. Ab 1923 in verschiedenen Berufen tätig und zeitweise in Graz lebend, wurde für L., der auch Verbindung zu literar. und künstler. Kreisen in Österr. fand, die steir. Landschaft unverlierbares Erlebnis und Motiv seiner Dichtung. Ab 1935 hielt er an der Univ. Palermo Vorlesungen über dt. Literatur, 1939–42 hatte L. als Nachfolger F. Brauns eine Dozentur für dt. Literaturgeschichte an der Univ. Padua. Schwer erkrankt mußte er seine Lehrtätigkeit aufgeben und setzte unter den quälenden Leiden einer Encephalitis sein schriftsteller. Werk fort. Zuletzt vollständig gelähmt, verband L. bis zu seinem Tode klares und reges Denken mit dieser Welt, deren unverbildete Natur er als Begnadeter erlebt und in seiner Dichtung bewahrt hat. In seiner niederdt. Stammheimat und seiner Wahlheimat Österr. wie in Italien war L. der Dichter der Landschaft und ihrer Menschen. Letztere sind überwiegend Gegenstand seiner Erzählungen. Ohne Kulturpessimismus bekannte er immer wieder seine Überzeugung, daß das menschliche Leben nur im Einklang mit der Natur guten Bestand haben könne. In der Warnung vor dem Zerstören dieser Harmonie trägt auch L.s Versdichtung zuweilen reflektierende Züge, sein positiv gerichtetes lyr. Schaffen ist unmittelbarer Ausdruck des Erlebens. Die wesentliche Begriffsbildung für sein gegenständliches Wissen und Schauen in der Natur verband sich mit L.s vollendeter, rhythm. wirkungsvoller Verskunst zu höchst erreichbarer Einheit von Inhalt und Form. Aus der Hingabe seines Selbst an die elementaren Mächte des Erdenlebens gestaltete er seine wahrhaft verherrlichenden Gesänge.

W.: Gedichte: Hahnenschrei, 1926; Gesänge von der Erde, 1935; Lob der Vergänglichkeit, 1949; Sämtliche Gedichte, hrsg. von N. Langer, 1955; Erzählungen: Steir. Bauern (Das Dorf im Gebirge), 1935; Menschen der Berge, 1936; Die grüne Stmk., 1937, 3. Aufl. 1953. Ges. Prosa, hrsg. von N. Langer, 1957. Übers.: Der Liebesgesang des hl. Franz von Assisi, etc.
L.: Die Dolomiten vom 30. 3. 1957 und 19. 7. 1962; (Grazer) Tagespost vom 1. 2. 1966: Die Furche vom 10. 7. und 2. 8. 1965; Ostdt. Monatshe., Jg. 15, 1934/35; Literar. Welt, 1946/47, H. 4; Erbe und Zukunft, Jg. 1947/48, n. 4; Monatshe. der Univ. Wisconsin, USA, 1948, n. 6; Wort in der Zeit, Jg. 3, 1957, H. 4; H. Lersch, H. L., in: Skizzen und Erzählungen aus dem Nachlaß, hrsg. von C. Jenssen, 1940; I. Bröderer, H. L., Versuch einer Monographie, phil. Diss. Wien, 1961; Giebisch–Gugitz; Giebisch–Pichler–Vancsa; H. Kindermann, Wegweiser durch die moderne Literatur Österr., 1954; J. Klein, Geschichte der dt. Lyrik, 1957; Kosch; N. Langer, Dichter aus Österr., Bd. 1, 1956; J. Nadler, Geschichte der dt. Literatur, 1951; Nagl–Zeidler–Castle, 4, s. Reg.; A. Schmidt, Dichtung und Dichter Österr. im 19. und 20. Jh., Bd. 2, 1964; Kosch, Das kath. Deutschland.
(Hanus)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 22, 1970), S. 107f.
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