Letteris, Meir(Max)ha-levi (1800-1871), Schriftsteller

Letteris Meir(Max)ha-levi, Schriftsteller. * Żołkiew (Nesterov, Galizien), 30. 8. 1800 (1804); † Wien, 19. 5. 1871. Sohn des Buchdruckers und Schriftstellers Gerschon L.; verfaßte bereits als Knabe hebr. Gedichte, die die Aufmerksamkeit N. Krochmals (s. d.) auf ihn lenkten. Ab 1822 begann L. Dichtungen und Übers. zu veröff. und wurde dadurch u. a. mit Rapoport, Luzzatto und Erser bekannt. 1826–30 stud. er an der Univ. Lemberg, war später an verschiedenen Druckereien in Wien, Preßburg und Prag tätig und gab einige Werke älterer Autoren zum ersten Male heraus. 1844 Dr.phil., ab 1848 lebte er in Wien, wo er einige Zeit an der k. Hofbibl. tätig war. In Wien verkehrte er u. a. mit L. A. Frankl-Hochwart (s. d.), dessen Gedichte er z. T. ins Hebr. übers.; für seine Schrift „Sagen aus dem Orient“ wurde er 1847 vom K. mit einer Goldenen Medaille ausgezeichnet. Seine Mitarbeit an der von der Londoner Bibelges. veranstalteten Bibeledition (Wien 1852), die er nach seltenen Drucken und Hss. korrigierte, brachte ihm den Vorwurf der Verbindung mit der Judenmission ein und entfremdete ihm mehrere seiner Freunde, darunter S. D. Luzzatto. L.s Hauptbedeutung auf dichter. Gebiete liegt in seinen Übers. und Nachdichtungen der europ. Klassiker. Von seinen Originalgedichten, die sich im Gegensatz zu der zeitgenöss. Poesie durch ihre leichte Form und ihren ungekünstelten Stil auszeichnen, gewann das Lied „Jona Homija“ (Die klagende Taube) besondere Popularität.

W.: Dibre Schir (Worte der Dichtung, Gedichte), 1823; Chikre leb (Über das Bibelstud.), 1837; Zur Geschichte der ep. Poesie der Hebräer im 13. und 14. Jh., in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl., Bd. 1, 1848; Zur Geschichte Marokkos, mit besonderem Hinblick auf die Juden in Mogador, Tetuan, Tangia, Rabad und Mikenes, nach Berr. S. Romanellis, ebenda, Bd. 2, 1849; Zur Geschichte der hebr. dramat. Poesie, ebenda, Bd. 2, 1849; Afrot Sahad (Goldsand), Übers. aus Schiller und Byron, 1852; Ben Abuja (Nachdichtung von Goethes Faus I), 1865; Östliche Rosen (Gedichte), 1852; Lehrbuch der hebr. Sprache, 1854; Sikkaron basefer (Autobiographie), 1868; etc. Red.: Wr. Bll. (mit monatlicher Beilage in hebr. Sprache), 1851 ff.; Monatsbll. für Literatur und Kunst, 1853 ff.; Wr. Mitt. für Wiss., Kunst und Orientkde., 1854 ff.; etc. Hrsg.: verschiedene Sammelbde. und Ausgaben.
L.: Wr. Ztg. vom 21. 5. 1871; Ms. für Geschichte und Wiss. des Judentums, Jg. 72, 1928, S. 190 ff.; J. Fürst, Bibliotheca Judaica, Bd. 1, 1849, S. 632 ff.; W. Z. Zeitlin, Quijath Sepher. Bibliotheca Hebraica post Mendelssohniana, 2. Aufl., 1891–95; Jüd. Plutarch oder biograph. Lex. der markantesten Männer und Frauen jüd. Abkunft, Bd. 2, 1848, S. 131; Wininger; Wurzbach; ADB; Enc. Jud.; Jew. Enc.; Jüd. Lex.; B. Wachstein, Die hebr. Publizistik in Wien, 1930; J. Zinberg, Geshichte fun der Literatur bai Yidn, Bd. 8, 1943.
(Muneles)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 22, 1970), S. 159f.
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