Leutner, Karl (1869-1944), Politiker

Leutner Karl, Politiker. * Padechau (Mähren), 12. 10. 1869; † Wien, 8. 5. 1944. Sohn eines Berging.; stud. Jus an der Univ. Wien und trat mit V. Adler (s. d.) in Verbindung. Ab 1895 außenpolit. Redakteur bei der „Arbeiterzeitung“. Der Gegensatz zwischen den „Linken“ um F. Adler und Danneberg und den „Rechten“ um Renner und L., die sich an der Mitteleuropa-Idee des Liberalen F. Neumann begeisterten, wurde nur mühsam von V. Adler verdeckt und die Partei vor Spaltung bewahrt. Die Gegensätze blieben auch weiter zwischen L. und O. Bauer (s. d.) bestehen. An der Erringung des allg. Wahlrechtes hervorragend beteiligt, war er ab 1911 Abg. 1918 war L. ein Befürworter des Anschlusses an Deutschland und scharfer Opponent in der Koalitionsregierung bis 1920, deren Bruch er nach dem scharfen Rededuell mit dem Christlichsozialen L. Kunschak am 10. 6. 1920 verursachte. Gem. mit O. Glöckel (s. d.) versuchte er die Einheitsschule durchzusetzen. L., ein glühender Verfechter des dt.-nationalen Gedankens, der glaubte, das Erbe der Revolution von 1848 auf die Sozialdemokratie übertragen zu können, zog sich 1934 ganz ins Privatleben zurück.

W.: Gegen die Klerikalen, 1907; Wehrgesetz des Unrechts und des Privilegs, 1912; Bankrott unserer Balkanpolitik, 1913; Russ. Volksimperialismus 1915; Das Ende der Monarchie, 1919; Verfassung und Sozialdemokratie, 1920; Der Raubzug der Pfaffen auf den Staatssäckel, 1921; Religion und Sozialdemokratie, 1923; Frau, Christentum und Sozialismus, 1925; Die Konkordatsschule, 1925.
L.: F. Freund, Das österr. Abgeordnetenhaus. Ein biograph. statist. Hdb. 1911–17, 1911; Werk und Widerhall. Große Gestalten des österr. Sozialismus., hrsg. von N. Leser, 1964.
(Sokol)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 22, 1970), S. 161f.
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