Lewicki, Michael (1774-1858), Metropolit und Kardinal

Lewicki Michael, Metropolit und Kardinal. * Pokucie (Galizien), 1774; † Uniów (Univ, Galizien), 15. 1. 1858. Stammte aus einer kleinadeligen galiz. Familie. Nach Abschluß der philosoph. und theolog. Stud. in Lemberg und Wien 1798 Priesterweihe. Ab 1800 suppl. er Pastoraltheol. Als Mitgl. des Lemberger griech.-kath. Domkapitels wurde er am 20. 9. 1813 zum griech.-kath. Bischof von Przemyśl konsekriert, wo er das seit Jahren verfallene Domkapitel (1816) restituierte und die Diözesansynode abhielt. 1815 zum Erzbischof von Lemberg und Metropoliten von Halicz ernannt, bemühte sich L. um die Hebung der materiellen und sittlichen Stellung des griech.-kath. Klerus, sorgte für Religionsunterricht in ruthen. Sprache in den Volks- und Mittelschulen, kümmerte sich um die Seelsorge der Ruthenen in der k. Armee, um die Beobachtung der griech.-kath. Feiertage und forderte 1830 für den Weltklerus Zugang zu den höheren geistlichen Würden. Als Folge seiner Bemühungen wurde 1850 die riesige Lemberger Erzdiözese geteilt und die neue griech.-kath. Diözese Stanisławów errichtet. L. wirkte in der Gründungszeit der „Swiatojurskischen“ Bewegung, welche eine nationalist. und kulturelle Absonderung des ruthen. Volkes anstrebte. In den antagonist. Auseinandersetzungen zwischen Polen und Ruthenen, besonders in der Zeit der Revolution von 1846–48, wirkte L., selbst im Geist der poln. Kultur erzogen, für Frieden und Eintracht. Er schrieb seine Hirtenbriefe in altslaw. (1821) oder latein. (1844) Sprache. Aus seelsorglichen Gründen unterstützte er die ruthen. Sprache in Predigt und Katechisation. Dank seiner Bemühungen wurde 1848 in Lemberg der Ver. „Halickoruska Matica“ für die Verbreitung ruthen. Bücher gegründet. 1848 Primas der Königreiche Galizien und Lodomerien, 1856 Kardinal.

L.: Wr. Ztg. vom 22. 1. 1858; Wurzbach; Enc. Powszechna Orgelbranda, Bd. 16; L. Finkel–S. Starzyński, Historia Uniwersytetu Lwowskiego (Geschichte der Univ. Lemberg), Bd. 2, 1900; M. Harasiewicz, Annales Ecclesiae Ruthenae, 1862; J. Pelesch, Geschichte der Union der Ruthen. Kirche mit Rom, Bd. 2, 1881, S. 899–931, 950–52.
(Rechowicz)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 22, 1970), S. 171
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