Liebel, Ignaz (1754-1820), Ästhet, Philologe und Schriftsteller

Liebel Ignaz, Ästhet, Philologe und Schriftsteller. * Falkenau a. d. Eger (Sokolov, Böhmen), 1754; † Wien, 7. 9. 1820. Kam 1773 zu philolog. Stud. nach Wien und bereitete sich auf das Lehramt vor. 1784 Korrepetitor am Theresianum. Zugleich wurde er Doz. für Ästhetik an der Univ. Wien. 1792 erlangte L. hier die Prof., 1808 wurde er Dr.phil., 1814 Dekan der philosoph. Fak. L. verfocht eine pedant. Ästhetik und mechan. Verstechnik. Den ursprünglich-schöpfer. Werten der Dichtkunst und besonders der dt. Romantik stand er fern. Seine kleinliche und regelsüchtige Haltung richtete sich hier in Wien vor allem gegen seinen ehemaligen Schüler F. Grillparzer (s. d.), dessen „Ahnfrau“ er scharf verurteilte. L.s eigene Dichtungen, die tw. glaubhafte Bekenntniswerte wiedergeben, faßte er in regelrecht gereimte, wortreiche und lehrhafte Formen. Die Themenwahl zeigt L. als literar. gebildeten Zeitgenossen der dt. klassizist. Dichtung.

W.: Gedichte, 1787, 2. Aufl. 1814; Friedrich VI. in Wien (Ode), 1816; Über Dichter und Dichtkunst unserer Zeit, 1817; Epistel über poet. Stümper und Stümpereien, 1817; etc. Abhh., Oden, Kantaten in Almanachen etc. Hrsg.: Wr. Musenalmanach, 1798–1802.
L.: F. Brümmer, Lex. der dt. Dichter und Prosaisten bis zum Ende des 18. Jh., ca. 1884; Giebisch–Gugitz; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle 2, s. Reg.; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; F. Gräffer, Kleine Wr. Memoiren, Bd. 1, 1918, S. 212 ff., 500 f.
(Hanus)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 22, 1970), S. 191f.
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