Liebermann, Herman (1870-1941), Politiker und Advokat

Liebermann Herman, Politiker und Advokat. * Drohobycz (Drohobyč, Galizien), 3. 1. 1870; † London, 21. 10. 1941. Stud. an der Univ. Krakau Jus, 1894 Dr.jur. Während seines Aufenthaltes in Paris knüpfte er Kontakte mit Sozialisten an und wurde später in seiner Heimat einer der führenden Männer der poln. sozialdemokrat. Partei. Er war dann Redakteur des „Głos Przemyski“ und 1907–18 Reichsratsabg. (Wahlbezirk Przemyśl). Als Mitgl. des jurist. und militär. Ausschusses (Vorlage des Gesetzes über die Armeereform, 1912) kämpfte er mit anderen sozialist. Abg. für bessere Bedingungen während des Militärdienstes. 1914 half er V. Adler (s. d.) bei dessen Bemühungen um die Befreiung Lenins. 1912 wurde er von der poln. sozialdemokrat. Partei in den provisor. Ausschuß der konföderierten Unabhängigkeitsparteien delegiert. Während des Ersten Weltkrieges nahm L. bis 1917 an den Kämpfen der poln. Legionen als Lt. teil. Er wurde berühmt als Hauptverteidiger der im Prozeß von Máramarossziget (1918) wegen Hochverrates angeklagten Legionäre. 1918 wurde auf L.s Initiative in Przemyśl eine regierende poln.-ukrain. Komm. gegründet, aus welcher der Poln. Nationalrat, dem L. als Mitgl. angehörte, hervorging. L., welcher zu den führenden Persönlichkeiten der Poln. Sozialist. Partei gehörte, war ab 1931 Mitgl. der Exekutive der Sozialist. Internationale. 1919–33 Mitgl. des poln. Sejm und in der jurist., konstitutionellen und militär. Komm. tätig, verteidigte er die parlamentar. Demokratie. 1930 wurde er einige Wochen in der Festung Brześć am Bug interniert. 1932 zu zweieinhalb Jahren Kerker verurteilt, flüchtete er nach Paris, wo er bis zum Kriegsausbruch blieb. Bei Konstituierung der Regierung des Gen. Sikorski (Frankreich, Herbst 1939) unterstützte er dessen Politik durch seine Beziehungen zu französ. und engl. Sozialisten. L. wurde Vizepräs. des Nationalrates und 1941 Justizmin. der Exilregierung in London.

L.: Robotnik vom 21. 10. 1947; Kalendarz Czecha, 1908, S. 89, 1909, S. 128, 1910, S. 120, 1912, S. 101, 1913, S. 89, 1914, S. 113, 1917, S. 97; Niepodległość, 1931, 4, 1933, 7, 1934, 9, 1937, 15; The Slavonic and East European Review, Jg. 23, 1945, S. 147 f.; A. Wilhelm, Die Reichsrats-Abg. des allg. Wahlrechtes, 1907; F. Freund, Das österr. Abgeordnetenhaus. Ein biograph. statist. Hdb. 1907–13, 1907, 1911–17, 1911; Enc. Powszechna PWN, Bd. 6, 1965; A. Próchnik, Pierwsze Piętnastolecie Polski Niepodległej (Die ersten 15 Jahre im unabhängigen Polen), 1957; J. Daszyński, Pamiętniki (Erinnerungen) 1, 1925, 2, 1926; Pamiętnik H. Diamanda (Die Erinnerungen H. D.s), 1932.
(Wereszycka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 195f.
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