Liebich, Johann Carl (1773-1816), Schauspieler und Theaterdirektor

Liebich Johann Carl, Schauspieler und Theaterdirektor. * Mainz (Rheinland-Pfalz), 5. 8. 1773; † Prag, 21. 12. 1816. Sohn eines Tanzmeisters am fürstbischöflichen Hof in Passau; sein erstes öff. Auftreten fand bei der in Passau spielenden Rolandschen Theaterges. statt, als er für den Darsteller des Appiani in „Emilia Galotti“ einsprang. 1790 wurde er vom Fürstbischof an das Passauer Theater engagiert, das gerade von Prinzipal Schopf geleitet wurde, der L. auch Schauspielunterricht erteilte. 1794 ging L. auf Wanderschaft und spielte u. a. in Laibach, Wien, Klagenfurt, wiederum in Laibach und 1797/98 in Passau. 1798 berief ihn Schopf als Schauspieler und Oberregisseur an das von ihm geleitete Prager Theater. 1806 übernahm L. die Dion., die er bis zu seinem Tod innehatte. Ein Angebot, an die Spitze des Wr. Hofburgtheaters zu treten, lehnte er 1812 ab. L.s Prager Theaterleitung stellt die Glanzzeit der Prager Dt. Bühne dar und machte sie zu einer der führenden und angesehensten im gesamten dt. Sprachraum. L. hob die italien. Oper auf und begründete dafür eine dt. Oper; in seinem Spielplan wurden die Werke Schillers, Goethes etc. genau so gepflegt wie die Dramatik Ifflands und Kotzebues. Bei seinen Schauspielern beliebt und geschätzt, sorgte L. für die Hebung ihrer sozialen Stellung und begründete einen Pensionsfonds. Als Schauspieler vertrat er vor allem das Fach der sogenannten gemütlichen Anstandsrollen und bürgerlichen Väter. Alle seine Darstellungen zeichneten sich durch liebenswürdigen Humor, meisterliche Durchführung des Charakters und geistreiche, treffende Extempores aus. Viele seiner Zeitgenossen stellten ihn als Schauspieler neben Iffland. L. war ab 1803 mit der Schauspielerin Johanna Wimmer, der späteren Gattin des Sängers Joh. Aug. Stöger, verheiratet.

Hauptrollen: Der Essighändler; Pächter Feldkümmel; Haifisch (Standrecht); Oberförster (Die Jäger); etc.
L.: Prager Ztg. vom 22. 12. 1816; S. Siehe, J. C. L., in: Beitrr. zur Literatur- und Theatergeschichte L. Geiger als Festgabe dargebracht, red. von H. Stümcke, 1918; Eisenberg; O. G. Flüggen, Großes Biograph. Bühnenlex. der dt. Theater, 1892; Allg. Theaterlex., hrsg. von K. Herloßsohn und H. Marggraff, Neue Ausg., 1846; Katalog der Porträt-Smlg.; Kosch, Theaterlex.; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; ADB; Gräffer–Czikann; Masaryk 4; Otto 15; O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters, Tl. 2, 1885, S. 353 ff., 372 ff.; C. L. Costenoble, Aus dem Burgtheater, 2 Bde., 1889; J. F. Reichardt, Vertraute Briefe, hrsg. von G. Gugitz, in: Denkwürdigkeiten aus Alt-Österr., Bd. 15–16, 1918.
(Futter)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 198
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