Limanowski Bołesław, Politiker, Historiker und Soziologe. * Podgórze b. Dünaburg (Lettland), 18. 10. 1835; † Warschau, 1. 2. 1935. Sohn eines Großgrundbesitzers; stud. 1854–60 an den Univ. Moskau (Med.) und Dorpat (Phil.). 1860 besuchte er die poln. Militärschule in Paris, 1861 ging er nach Warschau. Als Mitgl. des Zentralkomités, welches den Aufstand in Litauen vorbereitete, wurde er 1862–67 nach Sibirien verbannt. 1867 lebte er in Warschau als Arbeiter und war zugleich für die Z. „Przegląd Tygodniowy“, „Niwa“, „Athenaeum“ und „Opiekun Domowy“ tätig. 1870 übersiedelte L. nach Galizien (Krakau und ab 1871 Lemberg), wo er als Journalist arbeitete und an den Univ. stud. 1875 Dr.phil., hielt er Vorlesungen bei der Arbeiterorganisation „Gwiazda“; 1878 ausgewiesen, lebte er in Genua, Zürich und Paris, 1880 organisierte er in der Emigration die polit. Gruppe „Lud polski“. 1889–93 einer der Redakteure und Hrsg. der Z. „Pobudka“, Organ der national-sozialist. Gemeinde in Paris, 1892 einer der Gründer und Leiter der Poln. Sozialist. Partei, zu deren rechtem Flügel er gehörte. Ab 1906 Funktionär der Revoutionsfraktion, 1907 wieder in Krakau. Nach 1918 lebte L. als Senator der Poln. Republik (Sozialist. Partei) in Warschau. 1934 Dr.h.c. der Univ. Warschau. L. publ. viele Artikel und Abhh. aus dem Gebiet der Arbeiterfrage und zur Geschichte des Sozialismus sowie eine Reihe wertvoller hist. und soziolog. Arbeiten. Seine Memoiren sind eine interessante Quelle zur Geschichte der poln. radikalen Intellektuellen im 19. Jh.