Löhner, Fritz; Ps. Beda (1883-1942), Schriftsteller

Löhner Fritz, Ps. Beda, Schriftsteller. * Wildenschwert (Ústí nad Orlící, Böhmen), 24. 6. 1883; † KZ Monowitz (Monowice, Polen), 4. 12. 1942. Sohn eines Kaufmanns; stud. Jus an der Univ. Wien, 1908 Dr.jur. Lebte dann als freier Schriftsteller in Wien und unternahm viele Reisen. Er verfaßte Operetten- und Singspiellibretti, Dramen, Revue- und Schlagertexte, Chansons sowie Satiren und polit. Essays für verschiedene Ztg. bzw. Z. wie „„Die Welt““, „„Die Muskete““, die Münchner „„Jugend““, das Hamburger „„Fremdenblatt““; 1910–14 schrieb er außerdem häufig — vermutlich auch unter dem Ps. ß — das satir. Leitgedicht im „„Blauen Montag““, der humorist. Beilage des „„Morgen““, 1923–28 im „„Lausbub““, der Beilage zur „„Wiener Sonn- und Montagszeitung““. L. gehörte der jüd.-nationalen akadem. Verbindung „„Kadimah““ an und war Vizepräs. des österr. Schriftstellerverbandes. Im Frühjahr 1938 wurde er verhaftet und nach Dachau gebracht, im September 1938 nach Buchenwald (schrieb den Text zu dem von Hermann Leopoldi verfaßten „„Buchenwaldlied““) und von dort im Oktober 1942 nach Auschwitz überstellt. Während L.s dramat. Werke unbedeutend blieben, war er als Librettist äußerst erfolgreich. Er verfaßte — ebenso wie seine Lustspiele meist in Zusammenarbeit mit anderen Schriftstellern, etwa mit A. Grünwald, E. Földes, L. Herzer — die Texte zu einer Reihe von Erfolgsoperetten besonders F. Léhars (s. d.) und P. Abrahams. Seine satir. Gedichte, die in eigenen Smlgn. erschienen und tw. eine hohe Auflagenzahl erreichten, zeigen seine Formbeherrschung, ein sicheres Gefühl für die Pointe und schlagkräftigen Witz. Neben pikant-erot. Themen, z. T. auch für Brettl und Kabarett entstanden, und Kriegsgedichten, sind die meisten dieser Satiren in den Kampf gegen die jüd. Assimilationsbewegung gestellt und manchmal von krasser Einseitigkeit und Aggressivität.

W.: Ecce ego (Lyrik), 1920. Satiren: Getaufte und Baldgetaufte, 1908, 1925; Israeliten und andere Antisemiten, 1909, 1919; Die milde Marie und andere Gemeinheiten, 1910; Neue Satiren, 1912; Der Gerüchterstatter und anderes, 1915; Wie man sich trefft im Ampezzotal, 1916; Bomben und Granaten, 1916; Die Muse im Negligee, 1919. Libretti: Der fromme Silvanus, 1910; Frühling am Rhein, 1914; Der Weltenbummler, 1915; Anne Marie, 1915; Der Sterngucker, 1916; Revanche, 1924; Friederike, 1928; Das Land des Lächelns, 1929; Schön ist die Welt, 1930; Viktoria und ihr Husar, 1930; Blume von Hawai, 1931; Ball im Savoy, 1932; Rosen im Schnee, 1933; Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren, 1934; Prinz v. Schiras, 1934; Giuditta, 1934; Auf der grünen Wiese, 1936; etc. Dramen: Der Herr Baron, 1915; Der Kg. des Lebens, 1919; Rosa Altschul, 1919; Schwester Chrysantheme, o. J.; Tanz der Millionen, o. J.
L.: Der Aufbau vom 25. 3. und 15. 4. 1949; Rathaus-Korrespondenz vom 2. 12. 1952 und 23. 6. 1958; Wort in der Zeit, 1958, H. 6, S. 64; Der neue Mahnruf, 1959, n. 7/8; Brümmer; Giebisch–Gugitz; Giebisch–Pichler–Vancsa; F. Jaksch, Lex. sudetendt. Schriftsteller, 1929; Kosch; Kürschner, 1910; Kosch, Theaterlex.; Wininger; Enc. Jud.; Jew. Enc.; Lex. des Judentums, 1967; Jb. der Wr. Ges., 1928, 1929; Wer ist’s? 1911–22; Österr. Lex., Bd. 1, 1966; G. Gerstbauer, Die Wr. Montagspresse 1863–1938, phil. Diss. Wien, 1949; H. Steger – K. Howe, Operettenführer, 1958.
(Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 274
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