Loesche Karl David Georg, Theologe und Historiker. * Berlin, 22. 8. 1855; † Königssee (Oberbayern), 7. 3. 1932. Gatte der Folgenden; stud. ab 1875 Theol. und Phil. in Bonn, Tübingen und Berlin und wandte sich nach Ablegung der theolog. Examina (1879 und 1882) in Berlin, nach Erwerbung des philosoph. Doktorates in Jena (1880) und nach kurzer Tätigkeit als dt. Prediger der evang. Gemeinde in Florenz (1880), der wiss. Laufbahn als Kirchenhistoriker zu. 1883 Lic. theol., habil. er sich 1885 in Berlin mit einer Arbeit über Bellarmin für Kirchengeschichte. Ab 1887 ao. Prof. an der evang. theolog. Fak. in Wien, 1889–1915 o. Prof. Fünfmal führte er in den Jahren 1890–1911 das Dekanat der Fak. und setzte sich für deren Aufnahme in den Verband der Wr. Univ. ein (Motivenbericht von 1902), 1912 konnte die Verleihung des Titels Univ.-Prof. an die Prof. der Fak. erreicht werden. Durch reformationsgeschichtliche Forschungen schon in Berlin auf die Persönlichkeit des in Joachimsthal als Lehrer und Pfarrer wirkenden Lutherschülers Mathesius aufmerksam geworden, stellte sich in Wien für L. bruchlos das wiss. Interesse für die Geschichte des österr. Protestantismus ein, deren Erhellung er durch viele gediegene auf den Quellen beruhende Untersuchungen sowohl für das Zeitalter der Reformation und Gegenreformation wie auch für das der Toleranz förderte, während der große Plan der Publ. der „Monumenta Austriae Evangeliaca“ durch den Ersten Weltkrieg verhindert wurde. L. wurde in Wien der führende Kopf der 1879 begründeten „Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich“, deren Jb. er 1880–1929 hrsg. und deren Präs. bzw. Ehrenpräs. er 1918–29 und 1929–32 war. Wie kein anderer Lehrer der Wr. evang. theolog. Fak. wirkte L. schulebildend (was zahlreiche von ihm betreute Diss. beweisen) und kümmerte sich auch sonst als Präs. der kirchlichen Prüfungskomm. für Kandidaten der evang. Theol. (1903–15) und als Ephorus des Wr. evang. Theol.-Heimes (1909–13) um den theolog. Nachwuchs. 1898 Vizepräs. des österr. Gustav-Adolf-Ver. In seinem wiss. Hauptwerk, der „Geschichte des Protestantismus in Österreich“, wußte er die Ergebnisse seiner Forschung auch populär darzulegen und ist selbst als Dichter religiöser Lieder hervorgetreten. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. Dr. theol. h. c. der Univ. Jena (1890), Genf (1909), 1908 Hofrat, 1921 korr. Mitgl. der österr. Akad. der Wiss.