Löw, Karl (1849-1908), Industrieller

Löw Karl, Industrieller. * Brünn, 28. 5. 1849; † Helenenthal (Helenov, Mähren), 1. 1. 1908. Sohn des Textilfabrikanten Adolf L. († 1883); ging 1867 nach England, um die Arbeitsmethoden und techn. Einrichtungen der brit. Wollwarenindustrie, welche damals infolge des österr.-engl. Handelsvertrages den österr. Markt beherrschte, zu stud. 1869 kam er nach Brünn zurück und leitete die maschinelle Einrichtung des von seinem Vater begründeten Wollwaren-Unternehmens. Mit diesem und dem 1877 in Helenenthal mit dem gleichen Erzeugungsprogramm, jedoch techn. nach dem neuesten Stand eingerichteten Werk konnte er selbst mit den engl. Waren (die Erzeugnisse der k. k. priv. Wollwaaren-Industrieges. wurden nach dem Vorbild der importierten engl. Erzeugnisse auch „englische Waaren“ genannt) konkurrieren. Ab 1873 war L., der bereits 1871 die Leitung der Beranauer Fabrik übernommen hatte, in der Kotzen, Bettdecken und Teppiche fabriziert wurden, offener Gesellschafter in der Fa. seines Vaters, an der damals noch F. Schmal beteiligt war; letzterer trat 1875 aus der Fa. aus. 1883 ging die Fa. an die Söhne Karl und Theodor L. über, nach erfolgter Dissolution wurde Karl Alleininhaber. Im selben Jahr erhielt er die Bewilligung zur Führung des k. Adlers in Schild und Siegel sowie die Bezeichnung „k. k. privilegierte Fabrik“, 1888 den Titel „k. k. Hoflieferant“. L. war Präs. der Wollwaaren-Industrie-Ges. und Großaktionär derselben. 1883 errichtete er im Bez. Datschitz zur Arbeitsbeschaffung Faktoreien und Handwebstühle, welche aber defizitär arbeiteten und von der Fa. gestützt werden mußten. L. exportierte vor allem im Rahmen von Militärlieferungen nach Serbien, Bulgarien und Griechenland und war führend an der Fa. „Schwarz, Birn und Löw“ in Lodz beteiligt, über die er den russ. Markt erreichen konnte. 1891 wurde eine Fabrik in Sillein (Slowakei) errichtet. L. wurde häufig sowohl vom Min. als auch von der Handelskammer als Experte herangezogen und verschiedene Male zu diversen Ausst. etc. delegiert, war Kammerrat der Brünner Handels- und Gewerbekammer, der Brünner Pensionskasse für Industrie-Beamte, Präs. der unter seiner Führung ins Leben gerufenen AG der vereinigten österr. Filzfabriken und Mitgl. des Verwaltungsrates der Brünner Kammgarn-Spinnerei. L., vielfach geehrt und ausgezeichnet, schuf für die in seinen Betrieben Beschäftigten bedeutende soziale Einrichtungen, wie eine Fabrikskrankenkasse und eine Pensionskasse für Arbeiter, wirkte an der 1871 erfolgten Gründung der Arbeiter-, Pensions-, Witwen- und Waisenkasse in Brünn mit, errichtete 8 Beamten- und 30 Arbeiterwohnhäuser, 15 einstöckige Häuser für ledige Arbeiter und Arbeiterinnen, unterhielt eine Fabriksküche und besorgte die Einrichtung und Erhaltung einer vierklassigen Volksschule in Helenenthal.

L.: H. Heller, Unsere Handels- und Gewerbekammern. Biograph.-statist. Lex., Tl. 1, 1894, S. 16 ff.; Der österr. k. Orden der Eisernen Krone und seine Mitgl., 1912; Großind. Österr., Bd. 4, S. 115 f.
(Bruckmüller)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 284
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