Löwinger, Cilli; geb. Weber (1877-1949), Schauspielerin und Theaterdirektorin

Löwinger Cilli, geb. Weber. Schauspielerin und Theaterdirektorin. * Perg (O.Ö.), 30. 12. 1877; † Wien, 26. 2. 1949. Tochter eines Großbauern; heiratete sehr jung den Schauspieler Josef L. und debut., nachdem sie ein halbes Jahr von ihrem Schwiegervater Schauspielunterricht erhalten hatte, in der Truppe ihrer Schwiegereltern Paul und Anna L. in der Titelrolle der „Schönen Galathee“ von Suppé mit großem Erfolg in Znaim. Bestrebt, das Niveau des Spielplans und der Einstudierungen zu heben, hatte sie bald großen Einfluß auf die Führung der Truppe, deren Leitung sie gem. mit ihrem Mann 1912 übernommen hatte. Sie gastierte nicht nur in den Ländern der österr.-ung. Monarchie, sondern u. a. auch in der Schweiz und 1913/14 in Südamerika. Der Erste Weltkrieg führte zur Auflösung der Ges. Von N.Ö. aus gründete L. nach Kriegsende eine neue Truppe, das „Löwinger Bauerntheater“, welche nun ausschließlich Bauernstücke brachte. Bald spielte man in allen Bundesländern und Ende der zwanziger Jahre glückte auch der Sprung nach Wien. Mit großem Erfolg war man ab nun 6 Monate auf Tournee und 6 Monate in Wien, große Gastspiele führten u. a. nach Berlin und Hamburg. 1944 wurde die Ges. neuerlich aufgelöst, nachdem sie vorher an der Front in Polen, Frankreich und Jugoslawien gespielt hatte. Wieder mußte L. — diesmal von Vorarlberg aus — eine neue Truppe aufbauen. Nach Gastspielen in der Schweiz kehrte L., welche die Ges. nun gem. mit ihrem Sohn Paul L. (der auch viele Stücke für das Repertoire schrieb) leitete, wieder nach Wien zurück. L., die als Jugendlich-Naive begonnen hatte, war eine hervorragende Charakterdarstellerin und Volkskomtkerin. Eine zweimalige Berufung an das Burgtheater lehnte sie ab, um die Familientradition nicht zu zerstören.

L.: Österr. Ztg. vom 11. 1. 1947; Die Presse vom 2. 3., Wr. Ztg. vom 27. 11. 1949; Express vom 29. 9.– 6. 11. 1962; Mein Film, Jg. 20, 1950; Kosch, Theaterlex.; Mitt. G. Löwinger, Wien.
(Futter)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 24, 1971), S. 294f.
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